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"Sonntagsgottesdienste nur für einen kleinen Kreis bedeutend"

Propst Schmidt fordert Kirchenvorstände zum Kurswechsel auf

Kirchenvorsteher nutzen die Pause zum Gespräch mit Propst Matthias Schmidt

Der oberhessische Propst Matthias Schmidt hat den ehrenamtlichen tätigen Kirchenvorständen für ihre engagierte Arbeit gedankt. Gleichzeitig forderte er sie zu einem neuen Blickwinkel auf Menschen außerhalb der Kerngemeinde und die eigene Gottesdienstpraxis auf. Schmidt sprach beim Kirchenvorstandstag des Evangelischen Dekanats Gießen am 3. Februar vor rund 70 Teilnehmern.

Propst Schmidt sagte, er begegne oft der Frage, wie es zu schaffen sei, dass wieder mehr Menschen in die Kirche, in gemeindliche Gruppen und Kreise, in die Gottesdienste kämen. „Ich glaube, wir sollten diese Frage anders stellen aus der Perspektive Jesu: „Was brauchen die Menschen mit denen wir leben?“, so Schmidt. Dabei verwies er auf das Engagement im Sozialraum oder Beteiligung von Gemeinden an Gemeinwesenarbeit, Runde Tische zur Quartiersentwicklung, Nachbarschaftshilfe oder Mitarbeit bei Tafeln und diakonischen Einrichtungen.

Wo sich Gemeinde auf diese Weise mit anderen gesellschaftlichen Akteuren vernetze, verliere sie nicht von ihrer Eigenart. Stattdessen „kann sie sich einbringen mit ihrer Botschaft von Gottes Zuwendung zum Menschen. Hier ist Kirche ganz dicht an der Frage von Jesus: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“ Vor allem im Hinblick auf die wachsende Zahl älterer und alter Menschen in der Gesellschaft liege vor Gemeinden eine große Herausforderung.

 

Nachdenken über Gottesdienstformen

Sonntagsgottesdienste werden nach Ansicht von Schmidt für „absehbare Zeit nur für einen kleinen Kreis Menschen bedeutend sein“. Doch gelte es „das Feuer lebendig zu halten“.  Weihnachtsgottesdienste, Trauerfeiern, Taufen, Trauungen oder Gottesdienste zum Totensonntag oder Schulanfang seien als biografische Punkte wichtig. Sie „werden zukünftig noch viel stärker öffentliche Gottesdienste sein, die unsere gute und liebevolle Vorbereitung brauchen“.

Über Gottesdienste müsse grundsätzlich - nicht nur mit kleinen Korrekturen - nachgedacht werden. Auch hier sei ein neuer Blickwinkel wichtig: „Was brauchen die Menschen bei uns, um das Evangelium zu hören?“ Dabei seien die Fragen „Welche Gaben und Begabungen hat Gott in unsere Gemeinde oder Region gelegt?“ und  „Wofür schlägt unser Herz und was tut uns gut?“ hilfreich.

 

Engagement gegen Antisemitismus

Schmidt wies auch auf die steigenden Zahlen von antisemitischen Vorfällen in Deutschland hin. Er bat die Gemeinden um Zeichen der Solidarität mit den Jüdischen Gemeinden und zur Mitarbeit im christlich-jüdischen Dialog. „Durch gemeinsame Aktionen in unseren Predigten,  in Spenden und Kollekten für die Synagogengemeinde, in Teilnahme an den Themen, setzen wir ein Zeichen gegen den Antisemitismus in der Gesellschaft." In einem säkularen Staat wie Deutschland hängt die Freiheit der christlichen Kirchen ihre Religion auszuüben -z.B. auch im Religionsunterricht ganz klar auch an der Freiheit anderer Religionen ab.

Der Vortrag von Propst Matthias Schmidt zum PDF-Download

 

Bibelarbeit und Arbeitsgruppen

Mit den jährlichen Kirchenvorstandstagen wolle man die ehrenamtlichen Mitarbeitenden in der Kirche praktisch unterstützen, so der Dekanatsvorsitzende Gerhard Schulze-Velmede. Außerdem sei dieses jährliche Treffen eine gute Gelegenheit, über Gemeindegrenzen hinweg miteinander ins Gespräch zu kommen. Auf dem Programm des Nachmittag standen gemeinsames Singen von Liedern aus dem neuen Liederbuch EGplus, Arbeitsgruppen mit einer Bibelarbeit, sowie zu Fragen von Haushalt und Finanzen, digitalen Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit und neuer Formen für Gemeindeversammlungen.


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