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Der Tote darf wieder ruhen

Sarkophag-Deckel im Alten Dom St. Johannis ist wieder geschlossen

Eigentlich sollte der Deckel des Sarkophags nur kurz abgenommen werden, um einen Zerfall der Gegenstände im Inneren durch die Luft zu vermeiden.

Eigentlich sollte der Deckel des Sarkophags nur kurz abgenommen werden, um einen Zerfall der Gegenstände im Inneren durch die Luft zu vermeiden.

Der Tote im Sarkophag im Mainzer Alten Dom St. Johannis darf wieder ruhen. Anfang der Woche wurde der Deckel des Steinsargs geschlossen. Im Juni öffnete ein Forscherteam den 1000 Jahre alten Sarkophag. Vermutet wurde, dass es sich um das Grab des Mainzer Erzbischof Erkanbald (Amtszeit 911 bis 921) handelt.

Zwar wurden in dem Grab menschliche Überreste gefunden, doch diese Annahme ist nach wie vor offen. Bisher wurde bekannt, dass der Tote ein Kleriker und mindestens 175 cm groß war. „Wir haben alle notwendigen Proben aus dem Sarkophag entnommen, daher kann der Deckel nun wieder geschlossen werden.“, erklärt Guido Faccani, wissenschaftlicher Forschungsleiter in St. Johannis, „Weitere Untersuchungen würden kaum Erkenntnisgewinn bedeuten und zu viel zerstören.“

Sarkophag-Öffnung war perfektes Zusammenspiel

Faccani betont noch einmal die gute Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen. Neben dem hauseigenen Team aus Archäologen und einer Anthropologin des Freies Institut für Bauforschung und Dokumentation e.V. aus Marburg (IBD) waren Mitarbeiter der Uni Zürich und der Abegg-Stiftung aus Riggisberg wie auch Steinmetze der Mainzer Dombauhütte und Mitarbeiter des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz (RGZM) an der Öffnung und Untersuchung des Sarkophags beteiligt. Die Dombauhütte brauchte ihr Know-How bei der Hebung und Schließung des 700 Kilo schweren Sarkophag-Deckels ein. Das Team des RGZM bestimmte Metall-, Stoff und Lederstücke. Die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) unterstützte die Forschung durch das Ausleihen von Metalldetektoren.

Rückblickend zeigt sich Faccani äußerst zufrieden mit dem Ablauf der Sarkophag-Öffnung. „Wir standen an diesem Tag alle unter Hochspannung. Doch es war ein perfektes Zusammenspiel der verschiedenen Institutionen und Fachexperten“, resümiert der Archäologe, „Vom Gerüstbauer, über die Medienübertragung bis hin zu den Archäologen, Restauratoren und Röntgenexperten – alle haben Hand in Hand gearbeitet und einen hervorragenden Job gemacht.“ Es habe eine breite Unterstützung von allen Institutionen gegeben. Das RGZM zum Beispiel habe dafür einige Mitarbeiter unentgeltlich bereitgestellt. Untersuchungen, wie die C14 Probe, würden kostenfrei durchgeführt.

Geld übrig

Von der Forschungsspende des katholischen Bistums in Höhe von 100.000 Euro ist dadurch Geld übrig geblieben. Dieses wird nun verwendet, um Befunde zu veröffentlichen und nächstes Jahr ein internationales Fachkolloquium in Mainz zu organisieren. „Es ist unsere Pflicht, die Öffnung und Inhalte eines solch alten Sarkophags nach besten Standards zu dokumentieren und zu veröffentlichen. Die Fachwelt dürfte auf die Ergebnisse gespannt sein.“, erklärt Faccani.

Analysen sind in Arbeit

Die Analysen zu Sterbezeitpunkt, DNA, Stoffen, organischen Materialien sowie Metallen sind in Arbeit und werden noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Mit dem Dom- und Diözesanmuseum ist eine Zusammenarbeit in Bezug auf das Grab von Erzbischof Aribo, dem Nachfolger von Erkanbald, anvisiert. Diese Nachforschungen sind weitere Puzzlestücke bei der Identifizierung des Toten. Mit den vorläufigen Schlussergebnissen ist Anfang August zu rechnen.

Wieder Normalität im Alten Dom

In der vergangenen Woche kehrte wieder etwas Normalität im Alten Dom St. Johannis ein. Die Baumaßnahmen mit der baubegleitenden Archäologie gehen ihren gewohnten Gang. Die für die Sarkophag-Öffnung erstelle Plattform im Mittelschiff wird zurück gebaut, die statische Sicherung zum Abschluss gebracht sowie eine neue Beleuchtung und eine Tonanlage im Westchor eingebaut.


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