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Gemeinsames Papier

75 Jahre nach Hiroshima: Kirchen fordern endlich Ächtung von Atomwaffen

Atomexplosion

Am Ende des Kalten Krieg soll in den Arsenalen so viel atomare Sprengkraft gesteckt haben, um die Erde zwölf Mal zu zerstören

Deutschland hat bis heute nicht den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben. 75 Jahre nach Hiroshima wird es dafür höchste Zeit, mahnen die Kirchen in einer gemeinsamen Erklärung.

Am 6. August 1945 warfen die amerikanischen Streitkräfte die erste Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima. 75 Jahre nach dem Atombombenabwurf haben der Vorsitzende der katholischen Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Heiner Wilmer und der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, die politisch Verantwortlichen aufgefordert, ernsthafte und zielorientierte Schritte in eine nuklearwaffenfreie Welt zu gehen. Dazu sei es wichtig, Dialoge wieder stärker aufzunehmen, schreiben sie in einer gemeinsamen Erklärung, die am 31. Juli veröffentlich wurde. Ein "erstes und eindrückliches Zeichen sollte die Annahme und Ratifizierung des Atomwaffenverbotsvertrags der UN - auch durch Deutschland – sein“.

Gefahr von atomarer Eskalation wächst 

Bischof Wilmer und der EKD-Friedensbeauftragte Brahms erinnern an die ungezählten zivilen Opfer der ersten Atombombenabwürfe, die ihr Leben in einem aussichtslosen Krieg gelassen und das atomare Inferno erlitten hätten. „Der Blick in die Vergangenheit ist uns Mahnung für die Gegenwart und Zukunft“, betonen beide. Dies gelte gerade in einer Zeit, in der wir eine „fatale Deregulierung internationaler Nuklearwaffenabkommen und Rüstungspolitik“ erleben. Eingebettet in eine globale Krise der internationalen Beziehungen wachse die Gefahr atomarer Gewalteskalation, warnen die beiden Theologen.

Vorhandene Atomwaffen werden gerade modernisiert

„Genährt wird diese Sorge durch das Bestreben, vorhandene nukleare Waffensysteme zu modernisieren, um ihre Einsatzfähigkeit zu erhalten oder an veränderte Bedrohungsszenarien anzupassen“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Auch neue Gefährdungslagen wie Cyberwar, Terrorismus und Handelskriege stellen die strategische Bedeutung dieser nuklearen Waffensysteme fundamental infrage, so Bischof Heiner Wilmer und der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms. Beide erinnern daran, dass sowohl die katholische wie auch die evangelische Kirche die Entwicklung nuklearer Waffen äußerst kritisch begleitet hätten. So sei immer klar gewesen, dass der Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen ethisch nicht zu rechtfertigen sei. In jüngerer Zeit hätten sich zudem in beiden Kirchen die Stimmen gemehrt, dass sowohl der Einsatz von Nuklearwaffen als auch die nukleare Abschreckungsstrategie als Mittel der politischen Interessensdurchsetzung unverantwortlich seien, unterstreichen Wilmer und Brahms. Unter Verweis auf die jüngsten Äußerungen von Papst Franziskus wie auch auf die EKD-Friedensdenkschrift von 2007 machen beide deutlich, dass das politische Ziel Global Zero, eine Welt ohne Atomwaffen sein muss.

Bereits im vergangenen Herbst hatte auch die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gefordert, dass Atomwaffen geächtet werden sollten. Die technische Hochrüstung entspreche „einer Haltung, die meine, durch Abschreckung und durch militärische Überlegenheit Sicherheit herstellen zu können“, heißt es in dem Friedensethischen Positionspapier. Atomwaffen blieben jedoch Massenvernichtungsmittel. Ihre Herstellung, Bereitstellung und ihr Einsatz seien zu ächten. Auch Deutschland solle den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen (UN) unterzeichnen, fordert die Stellungnahme.

Hinweis 
Der Wortlaut der Gemeinsamen Erklärung zum 75. Jahrestag von Hiroshima ist hier zu finden:
https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/2020-Gemeinsame-Erklaerung-zum-Hiroshima-Tag.pdf


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