Tag der Pflege
Appell: Pflegende brauchen bessere Arbeitsbedingungen
Mit Videobotschaften wenden sich die Diakonie Hessen und beide Kirchen am Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai an die Öffentlichkeit (Zu den Videobotschaften). Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf von der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Bischöfin Dr. Beate Hofmann von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) und Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, nehmen in ihren Botschaften auf Florence Nightingale Bezug. Sie gilt als Begründerin der modernen Krankenpflege und ihr Geburtstag jährt sich am 12. Mai 2020 zum 200. Mal. Nightingale hatte schon zu ihrer Zeit für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege gestritten. Dass auch heute bessere Rahmenbedingungen und mehr Anerkennung für die Leistungen der Pflegenden notwendig sind, fordern Carsten Tag, Ulrike Scherf und Dr. Beate Hofmann im Namen vieler pflegender Angehöriger und Pflegekräfte in der Diakonie.
Dr. Beate Hofmann
"Viele Pflegende sind an die Grenzen ihrer Belastbarkeit angekommen"
„Die Pflege ist ein anspruchsvoller und verantwortungsvoller Beruf“, sagt Bischöfin Dr. Beate Hofmann von der EKKW in ihrer Videobotschaft. „Wie wichtig gut ausgebildete Pflegekräfte für uns alle sind, das spüren wir in diesen Wochen und Monaten mehr denn je. Schon vor der Pandemie haben Pflegekräfte bereits vielfach auf ihre gesundheitlichen Belastungen durch die schwierigen Rahmenbedingungen für ihre Arbeit hingewiesen. Mit großer Sorge nehme ich wahr, dass viele Pflegende an die Grenzen ihrer Belastbarkeit angekommen sind. Darum muss endlich etwas geschehen. Pflegende brauchen gute Bedingungen, um ihre Arbeit gut machen zu können“, sagt Bischöfin Hofmann weiter.
Carsten Tag
"Mehr als eine Prämie wünschen sich Pflegende bessere Arbeitsbedingungen"
Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen Carsten Tag weist darauf hin, dass sich Pflegende mehr noch als eine verdiente Prämie bessere Arbeitsbedingungen wünschten: „Wir fordern, dass die Länder sich mit einem Drittel an der Finanzierung der Anerkennungsprämie beteiligen, aber, was noch wichtiger ist: Nach der Seuche kann in Bezug auf die Rahmenbedingungen in der Pflege keinesfalls zur Tagesordnung übergegangen werden.“ Pflegenden gehe es nicht ausschließlich um finanzielle Anerkennung, sondern auch um „mehr Kolleg*innen in der Schicht oder in den Tourenplänen, um weniger Hetze und mehr Zeit für Patienten und Pflegebedürftige, um weniger Bürokratie, um verlässlich planbare Freizeit mit der Familie, um Zeit für die eigene Gesundheitsfürsorge.“
Ulrike Scherf
"Grundlegende Reform der Pflegeversicherung nötig"
Jede Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege gehe mittlerweile finanziell zu Lasten der Pflegebedürftigen, so die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf (EKHN) in ihrem Videogruß. Dies zeige die Grenzen der Pflegeversicherung auf. Scherf: „Menschen in Pflegeeinrichtungen sind zunehmend auf Sozialhilfe angewiesen. Jeder Euro, der Pflegekräften verdienterweise mehr zusteht, muss direkt von den Pflegebedürftigen finanziert werden. Das kann so nicht weitergehen. Deshalb haben die Diakonie und weitere Verbände und Parteien Konzepte entwickelt, die Pflegeversicherung grundlegend zu reformieren. Nur mit einer Reform der Pflegeversicherung können die Rahmenbedingungen der Pflege verbessert werden. Dafür treten wir ein. Und wir sagen allen Pflegenden Danke. Danke für all Ihre Arbeit. Dass Sie da sind für andere, das ist großartig. Herzlichen Dank. Bleiben sie gesund und behütet!“
Zu den Videobotschaften:
http://diakonie-hessen.de/aktuell/pflege-tut-gutes/videobotschaften-zum-tag-der-pflege-2020.html
Mehr auch zum Thema:
www.tag-der-pflege.com
Hintergrund
Internationaler Tag der Pflege
Der Internationale Tag der Pflege am 12. Mai ist auf den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale (geboren am 12. Mai 1820) zurückzuführen. Die Tochter einer wohlhabenden, britischen Familie hat sich schon früh der Pflege kranker Menschen gewidmet und die moderne westliche Krankenpflege begründet. Seit 1967 findet ihr zu Ehren in Deutschland der Tag der Pflege statt.
Fakten zur Pflege in Deutschland
Deutschland wird immer älter. Während 2013 etwa 4,4 Millionen Menschen 80 Jahre und älter waren, werden es 2050 – so schätzen es Experten – fast 10 Millionen sein. Mit dem Alter steigt das Risiko, pflegebedürftig zu werden: Im Dezember 2017 waren in Deutschland 3,4 Millionen Menschen pflegebedürftig. Nach wie vor werden die meisten pflegebedürftigen Menschen – 2,59 Millionen – zu Hause versorgt. In Altenpflegeheimen leben 818.000 Menschen. In der Pflege arbeiten derzeit in Deutschland knapp 1,15 Millionen Menschen. Bundesweit gibt es 14.100 ambulante Pflegedienste und etwa 14.500 Pflegeheime. Diakonische Träger unterhalten 1.756 ambulante Pflegedienste und Beratungsstellen sowie 2.755 Altenpflegeheime mit mehr als 153.000 hauptberuflichen Mitarbeitenden.
(Quellen: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik 2017 und Einrichtungsstatistik 2016 der Diakonie Deutschland)
Diakonie Hessen
Die Diakonie Hessen ist 2013 aus der Fusion des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau und des Diakonischen Werks in Kurhessen-Waldeck hervorgegangen. Sie ist Mitglieder- und Trägerverband für das evangelische Sozial- und Gesundheitswesen auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW). Die Diakonie Hessen ist als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen, Rheinland-Pfalz und im thüringischen Schmalkalden tätig. Als Träger diakonischer Arbeit beschäftigt die Diakonie Hessen in den Landesgeschäftsstellen in Frankfurt und Kassel, im Evangelischen Fröbelseminar in Kassel, in den Evangelischen Freiwilligendiensten sowie in 17 regionalen Diakonischen Werken in Hessen und Nassau 1.698* Mitarbeitende. Dazu kommen 664 Freiwillige, die sich in einem Sozialen Jahr oder Bundesfreiwilligendienst einbringen. Als Mitgliederverband gehören der Diakonie Hessen zurzeit 446 Rechtsträger an. Dabei handelt es sich um 366 Vereine, Stiftungen und gemeinnützige Gesellschaften sowie die 31 Dekanate der EKHN, 20 Kirchenkreise der EKKW und 29 kirchliche Zweckverbände. Insgesamt bietet die Diakonie Hessen so etwa 1490 Angebote für die Pflege, Betreuung und Beratung sowie für die Aus-, Fort- und Weiterbildung in den Bereichen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, in der Alten- und Krankenhilfe, Behinderten-, Eingliederungs- und Suchthilfe, Migrations- und Flüchtlingsberatung sowie in der Beratung von Menschen in besonderen sozialen Situationen an. Die Diakonie Hessen und ihre Mitglieder beschäftigen zusammen rund 42.000 Mitarbeitende und erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2018 einen Gesamtumsatz von knapp zwei Milliarden Euro. *Stand Oktober 2019