Ökumenischen Kirchentag 2021
Bedford-Strohm und Bätzing rufen zur Teilnahme am ÖKT auf
Ein lebendiges, digitales Glaubensfest erwarten die evangelische und katholische Kirche beim Dritten Ökumenischen Kirchentag (ÖKT), der am 13. Mai 2021 beginnt. Dabei gehe es darum, nicht zuerst auf das Trennende und Strittige zu schauen, sondern den Glauben als Christinnen und Christen gemeinsam zu bekennen. Diese Auffassung haben gestern Abend (22. April 2021) der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, vertreten.
Bei einer auf YouTube übertragenen Podiumsdiskussion im Haus am Dom in Frankfurt am Main erinnerten die beiden Bischöfe an die sichtbaren ökumenischen Schritte seit dem Reformationsgedenken 2017: „Verlässlichkeit und Vertrauen sind in der Ökumene gewachsen!“, so die Vorsitzenden.
Bedford-Strohm: ÖKT als "starke ökumenische Erfahrung"
„Martin Luther wollte eines: Christus neu entdecken“, betonte Landesbischof Bedford-Strohm. Die zwischen der katholischen und evangelischen Kirche bei einem ökumenischen Gottesdienst im März 2017 in Hildesheim ausgesprochenen Selbstverpflichtungen zum gegenseitigen Umgang hob er als weitere Voraussetzung für den Dialog hervor. „Der ÖKT kann eine starke ökumenische Erfahrung werden, in deren Zentrum Christus steht. Uns als Kirchen ist es wichtig, dass dieses Zeugnis vom ÖKT vor allem in die Gemeinden hineinstrahlt.“
Reformbemühungen der katholischen Kirche sollen Thema sein
Angesichts offener theologischer Debatten zwischen der Ortskirche in Deutschland und dem Vatikan forderte Bischof Bätzing einen angstfreien Umgang. Schnell formulierte Etiketten müssten überwunden werden. Ausdrücklich wandte sich Bischof Bätzing gegen den mehrfach erhobenen Vorwurf, die Kirche in Deutschland wolle sich von Rom trennen oder sei schismatisch. „Der Synodale Weg soll helfen, den Menschen das Evangelium als die überzeugende Lebensweise anzubieten. Dabei geht es auch um Fragen und Reformbemühungen, die es ehrlich anzusprechen gilt“, so Bischof Bätzing. Gleichzeitig mahnte er eine Verbesserung der Kommunikation mit Rom an, die nicht zuletzt auch durch die Corona-Pandemie eingeschränkt worden sei. „Wichtig ist es jetzt, strittige Fragen in einem ehrlichen und offenen, vor allem konstruktiven Dialog anzusprechen. Ich möchte in Rom um Verständnis werben, theologisch durchdacht. Das gilt auch für ökumenische Themen.“ Bischof Bätzing unterstrich im Haus am Dom, dass es Rom und zugleich eine starke Ortskirche brauche. „Papst Franziskus spricht selbst von der Notwendigkeit einer gewissen Dezentralität, ohne Rom als Zentrum aus dem Auge zu verlieren.“
Er erinnerte daran, dass die Pandemie auch den Synodalen Weg durcheinandergebracht habe: „Nach der ersten Synodalversammlung waren persönliche Begegnungen nur noch sehr eingeschränkt möglich. Wir haben digitale Formate gefunden. Aber wir brauchen eine persönliche Kommunikation, um uns in die Augen zu schauen und dann theologisch zu diskutieren. Denn wir spüren, welche Spannungen der Synodale Weg zutage bringt, die Sichtweisen sind teilweise sehr divergent. Gerade deshalb müssen wir zusammenkommen können, denn die Debatten lassen sich nicht alleine auf der digitalen Ebene führen.“
Seelsorge ist gerade in Corona-Zeiten gefragt
Mit Blick auf die weiteren Erfahrungen der Corona-Pandemie und die vielfältigen Krisen innerhalb der Kirche sprach Bischof Bätzing von einer Achterbahn: „Bei allen Problemen und Herausforderungen bleibe ich zuversichtlich. Und trotzdem hat die Pandemie unsere Pläne durchkreuzt. Wir erleben die Achterbahnfahrt von Unklarheiten und Verzweiflung in Familien, im Beruf, ja bis hin zu existenziellen Fragestellungen. Und auf der anderen Seite erlebe ich, wie sehr die Kirche mit Seelsorge und pastoraler Zuwendung gerade in dieser Krisenzeit gefragt ist. Menschen wollen, dass wir ihnen zuhören. Das sind Achterbahn-Erfahrungen, ein ständiges Auf und Ab“, so Bischof Bätzing.
Digitalisierung in beiden Kirchen weiter vorantreiben
Landesbischof Bedford-Strohm betonte, dass die Kirchen in enger ökumenischer Partnerschaft während der Pandemie stark präsent seien. „Insbesondere die digitalen seelsorglichen Angebote und Gottesdienste stoßen auf eine große Resonanz. 80 Prozent der evangelischen Gemeinden haben sich mit digitalen Angeboten in der Pandemie bemerkbar gemacht“, so Landesbischof Bedford-Strohm. „Ich wünsche mir, dass wir aus dieser Krise erneuert hervorgehen, dass wir eine Kirche sind, die aus dem Geist lebt, Salz der Erde, Licht der Welt ist. Als Kirchen – katholisch wie evangelisch – wollen wir in die Gesellschaft hineinwirken. Wir können mit unserer Botschaft mehr in die Gesellschaft hineintragen, als sie schon hat.“ Er fügte hinzu: „Aus der Kraft der geistlichen Quellen schöpfend, wollen wir zuversichtlich in die Zukunft gehen. Und das soll nicht ein Gefühl von Knappheit und Reduktion sein, sondern ein Gefühl von Fülle, einer Fülle, die uns von Christus geschenkt ist.“
Digital teilnehmen an Veranstaltungen u.a. zu Klimagerechtigkeit
Mit der Pandemie habe die Kirche gelernt, durch digitale Angebote Kirche sichtbar zu machen. „Es ist Gemeinde entstanden – auch digital. Ich bin fest überzeugt, dass wir mit diesen Erfahrungen auch weiterarbeiten werden und müssen, wenn wir die Pandemie überwunden haben“, betonte Bischof Bätzing. „Auch nach der Pandemie wird es die Kirche geben, vielleicht erneuert, nachdenklicher. Jeder darf sicher sein: Wir sind für die Menschen da!“ Dazu trage auch der ÖKT in Frankfurt bei. „Sicherlich wäre es gut gewesen, in diesen Zeiten mit mehr als 100.000 Menschen ein Zeichen in der Öffentlichkeit zu setzen, um für Vertrauen, Zusammenhalt der Gesellschaft, für Klimagerechtigkeit und soziale Verantwortung zu werben. Nun wird der Kirchentag digital. Umso wichtiger ist, dass wir auch diese Themen nicht vergessen“, erläuterte Bischof Bätzing. Gemeinsam mit Landesbischof Bedford-Strohm rief er noch einmal zur digitalen Teilnahme auf: „Machen Sie mit, geben Sie – zu Hause, im Beruf, wo immer Sie sind – ein Zeugnis vom christlichen Glauben ab, geben wir mit dem Kirchentag Antworten auf Fragen, die die Menschen uns stellen.“
Das Podium im Frankfurter Haus am Dom schloss eine Vorbereitungsreihe auf dem Weg zum ÖKT ab. Sie wurde vom Haus am Dom und der Evangelischen Akademie Frankfurt in Kooperation mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem Hessischen Rundfunk verantwortet.
Hinweis: Ein Podcast der Veranstaltung ist hier abrufbar