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Corona in Indien

Corona sorgt für Hunger in Indien

Ein indisches Dorf in dem Bundesstaat Kerala

Ein indisches Dorf in dem Bundesstaat Kerala

Das Evangelische Dekanat Vogelsberg startet Soforthilfe für die Partnerdiözese in Indien. Wegen des Lockdowns droht vielen Menschen dort Hunger.

Lock-Down in Kerala: Für zahlreiche Tagelöhner und Wanderarbeiter bedeutet dies den sofortigen und totalen Lohnausfall. Auch die Adivasi, Ureinwohner in den Urwäldern Keralas, werden von den Hilfsmaßnamen der indischen Regierung kaum erreicht. 1.500 Lebensmittelpakete für die Ärmsten der Armen packt jetzt die Diözese East Kerala, die seit 30 Jahren in einer Partnerschaft mit dem Evangelischen Dekanat Vogelsberg steht. Bischof Francis, der erst in 2019 auf den im Vogelsberg gut bekannten Alt-Bischof Dr. Daniel folgte, bittet nun um Hilfe. Daher startet das Evangelische Dekanat Vogelsberg gemeinsam mit dem Dekanat Büdinger Land eine Soforthilfe-Aktion. 

„Curry für Kerala“

Curry ins Land der Gewürze? – Nein, natürlich nicht: Was für uns ein Gewürz ist, bezeichnet in Kerala ein Nationalgericht. Und Nahrungsmittel gibt es in Indien eigentlich genug. Nur: Die Menschen können sich ihr Essen nicht mehr leisten. Die Corona-Krise hat sie in die Arbeitslosigkeit gestürzt. Sehr viele Menschen in Indien arbeiten ohne Vertrag. Sie werden von heute auf morgen auf die Straße gesetzt.

Viele gehören den Volksgruppen der Adivasi und Dalits an. Diese Ureinwohner und Kastenlosen stehen auch ohne die Epidemie schon ganz unten auf der sozialen Leiter Indiens. Deswegen sind sie auch von Corona und dem Shut Down in Kerala besonders hart getroffen. In Kerala sind zudem zahlreiche Menschen als Wanderarbeiter und Tagelöhner beschäftigt, nicht wenige davon aus dem Nachbarstaat Tamil Nadu. Sie haben keine Arbeit, keinen Lohn. Nach Hause können sie auch nicht. Sie hängen fest. Ohne Arbeit, ohne Lohn. Ohne täglich Brot. 

Verzweifelter Video-Appell aus Indien

Joshy John arbeitete das gesamte Jahr 2019 als weltwärts-Freiwilliger im Dekanat Vogelsberg. Der junge Mann sendete vor wenigen Tagen einen verzweifelten Video-Appell an seine ehemaligen Kollegen im Vogelsberger Dekanat: „Wenn du als Tagelöhner heute keine Arbeit hast, dann hat deine Familie morgen nichts zu essen. Das ist eine unabänderliche Tatsache.“ John hatte bereits in 2018, als der gewaltige Monsun in seiner Heimat zahlreiche Erdrutsche verursachte und ganze Dörfer hüfthoch unter Wasser setzte, Hilfsmaßnahmen koordiniert. Dieses Jahr ist die Katastrophe mit COVID19 unsichtbar. Sie sei aber noch schlimmer als die Flutkatastrophe, so John, denn „alle sind betroffen“.

„Die Menschen werden eher durch Hunger sterben als durch das Virus“

Die Fallzahlen in Indien sind gering. Es wird aber auch nur sehr wenig getestet. Deswegen ist die Corona-Lage am Subkontinent noch weniger sichtbar als in Deutschland. Sehr viele Menschen arbeiten jedoch im sogenannten „informellen Sektor“: nämlich ohne Arbeitsverträge. Somit können sie von ihren Arbeitgebern von heute auf morgen auf die Straße gesetzt werden. „Die Menschen werden deswegen eher durch Hunger sterben, als durch das Virus“, betont Bischof Samantaroy aus der Diözese Amritsar in Nordindien, die mit der Region Gießen eine Kirchenpartnerschaft unterhält.

90 Prozent des Diözesengebiets ist Rote Zone

Reverend Biju John koordiniert die Partnerschaften der Diözese East Kerala. Er berichtet regelmäßig per E-Mail an die Alsfelder Kollegen, zum Beispiel, dass die keralesische Regierung nach einem deutlichen Rückgang der Fallzahlen den Lock-Down gelockert habe. Dies habe innerhalb weniger Tage zu einem deutlichen Anstieg der Infektionszahlen geführt. Nun müssten die Maßnahmen wieder angezogen werden – das Szenario, das die deutsche Politik derzeit vermeiden will. Die Bedingungen dort haben sich jetzt in kurzer Zeit verschlechtert: 34 neue Covid-Fälle wurden gemeldet. „Somit wurden 90 Prozent unseres Diözesengebiets von der Regierung zur Roten Zone erklärt“, berichtet Reverend Biju John. Menschen dürfen ihre Häuser deshalb jetzt nur verlassen, wenn ein Notfall vorliegt. Die Leittragenden seien die Tagelöhner und Wanderarbeiter.

Soforthilfe-Paket enthält hauptsächlich Nahrung

Über Wanderarbeiter berichtet auch Anitha Andrews. Die erste weltwärts-Mitarbeiterin des Dekanats Vogelsberg stammt aus den Höhenlagen Keralas, den Tee- und Kardemon-Regionen, und lebt inzwischen in der Nähe von Alsfeld. Weil die Schulen geschlossen sind, berichtet Andrews, finden natürlich auch die Schulspeisungen nicht statt. Damit verlieren die ärmeren Kinder zum Teil ihre einzige, regelmäßige Mahlzeit am Tag. Gerade mit Blick auf diese Kinder schließt sich Andrews der Bitte des Dekanats um Geldspenden für die Lebensmittelpakete an. 

Reis, Öl, Bohnen, Linsen, Zucker, Tee und Gewürze enthält das Soforthilfe-Paket, das die Diözese nun verteilen wird. Auch Seife gehört zum Set, der sicherste Schutz gegen das globale Virus. 800.000 Rupies, umgerechnet etwa 10.000 Euro, muss die Diözese für die Hilfsaktion aufbringen.

Unter www.vogelsberg-evangelisch.de/kerala berichten Anitha Andrews sowie Joshy John in Kurzvideos aus ihrer Heimat.

Spenden erbittet das Evangelische Dekanat Vogelsberg unter dem Stichwort „Curry für Kerala“ auf das Konto der Ev. Regionalverwaltung, Sparkasse Oberhessen, IBAN: DE 92 5185 0079 0304 0079 58 


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