Pfarrer Sunnus macht Social-Media
Der Kirchenklempner und theologische „Erklärbär“
Pfarrer Stephan Sunnus gehört mit seinen 63 Jahren zu einer Generation, die sehr wohl den Nutzen der neuen Sozialen Medien, wie Youtube, Facebook und Instagram erkannt haben, die aber auch als sog. Social-Media-Immigrants diese digitale Form der Kommunikation aus einer eher kritischen Distanz betrachtet. Während des Corona-Lockdowns fand der Gemeindepfarrer der rheinhessischen Gemeinde Harxheim-Gau-Bischofsheim die ersten digitalen Gehversuche seiner Berufs-Kolleg*innen oft zu steif und kopflastig, gleichzeitig räumt er aber auch ein, „Ich hätte das wohl nicht anders gemacht.“ Denn der arbeitsreiche Pfarrer*innen-Alltag lässt kaum ein intensives Einarbeiten in ein neues Arbeitsfeld zu, geschweige denn, dass man(n oder frau) die Muße für eine kreative Auseinandersetzung mit dem eigenen Arbeitsgebiet hat.
Studienzeit genutzt um „Neuland” für die Verkündigung zu entdecken
Ganz unmöglich ist dieses „Aussteigen“ aus dem Alltag für Pfarrer*innen in der EKHN allerdings nicht. Denn alle zehn Jahre bietet die Evangelische Landeskirche ihnen die Chance einer dreimonatigen Studienzeit, in der sie sich einem selbst gewählten Projekt intensiv widmen können. Und so nutzte der Theologe Stephan Sunnus, mittlerweile seit 35 Jahren im Pfarrdienst, seine im Mai 2021 beginnende Studienzeit nicht nur dafür, sich besser mit den Sozialen Medien vertraut zu machen, eigene Accounts einzurichten und zu nutzen, sondern auch um über diese Medien die eigene Berufsrolle zu hinterfragen.
„In beiden Figuren steckt ein Teil von mir”
Unterstützt von EKHN-Social-Media-Pfarrer Lutz Neumeier, startete Sunnus einen eigenen Youtube-Kanal sowie Profile bei Instagram und Facebook. Bei der technischen Ausstattung für seine Video-Aufnahmen erhielt er Unterstützung von der Öffentlichkeitsarbeiterin des Dekanats Ingelheim-Oppenheim, Bianca Leone. „Und in das Schnittprogramm für meine Filme“, darauf ist der Theologe schon ein bisschen stolz, „habe ich mich selbst reingefuchst“, erzählt er. Angeregt von der Bühnenfigur des „Heinz Becker“ von Gerd Dudenhöffer, dem „Erwin Pelzig“ von Frank-Markus Barwasser und anderen entwickelte Sunnus zwei eigene „Kunstfiguren“, den pragmatisch-humorvollen Kirchenklempner Kerschner Klaus, dessen Grundzüge er vorher schon in seinen Fastnachtspredigten angelegt hatte, und den durchaus ernsthaften theologischen „Erklärbär“ Pfarrer Felix. In beiden Figuren steckt ein Teil von Pfarrer Sunnus. „Beide Charaktere gaben mir die Möglichkeit, mich mit theologischen Fragen einmal ganz anders auseinanderzusetzen. Ich glaube, ich konnte so manches klarer auszudrücken, als ich das im Alltag könnte.“
Chance, Glaubensbegriffe einmal mit etwas weniger Ernst zu beleuchten
Grundlegende Glaubensbegriffe einmal anders, gut verständlich und vielleicht mit etwas weniger Ernst zu beleuchten, das lag dem Pfarrer schon immer am Herzen. „Und es war eine Freude, dass ich mich einmal mit dieser Sache ganz in Ruhe und grundlegend befassen konnte“, blickt der Theologe auf die zu Ende gehende Studienzeit, „einfach zu sehen, wie es funktioniert.“ Seine anfangs eher ablehnenden Haltung gegenüber den Sozialen Medien hat er mittlerweile abgelegt, „weil ich nun weiß, wie man sie nutzen kann“. Das Projekt, das noch bis Anfang August läuft, gab ihm die Chance dazu. Wer den Kerschner Klaus oder den Pfarrer Felix nun selbst kennen lernen möchte, der kann dies unter dem Youtube-Link ekhn.link/dM2Bs oder über die Instagram- und Facebook-Profile von Stephan Sunnus – über einen Kommentar oder ein „Like“ würde sich der experimentierfreudige Pfarrer natürlich ganz besonders freuen. Und fügt an: „Man arbeitet doch sehr für sich alleine und bekommt wenig Rückmeldung.“