Geflüchtete
„Desaster in Afghanistan“: Kirchliche Flüchtlingsarbeit weiterhin nötig und gefragt
Über 22 Millionen Euro hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) seit 2013 für die Arbeit mit Geflüchteten zur Verfügung gestellt. Das zeigte der aktuelle Bericht zur Flüchtlingsarbeit, den die Synode auf ihrer digitalen Tagung am Freitag entgegennahm. Davon konnte unter anderem in Hessen und Rheinland-Pfalz 45 Stellen für eine professionelle und unabhängige Flüchtlingsberatung mitfinanziert werden. Zudem erhielten beispielsweise Kirchengemeinden aus einem Fonds Unterstützung, die Hilfesuchenden Kirchenasyl gewährten.
Der aktuelle Bericht mache zugleich deutlich, dass weiter Herausforderungen in der Arbeit mit geflüchteten Menschen bestehen. So wirke der schnelle Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan im Sommer noch nach. Auch wenn die Presse von dem „Desaster“ in Afghanistan kaum mehr Notiz nehme, wendeten sich noch immer „verzweifelte in Hessen und Rheinland-Pfalz lebende Afghaninnen und Afghanen“ an die kirchlichen Flüchtlingsberatungsstellen, weil sie in großer Sorge um Familienmitglieder seien oder der schon eingeleitete Familiennachzug stocke. Hier gäbe es im Koalitionsvertrag der neuen Regierungsfraktionen Hoffnung auf Verbesserungen. Diese Situation habe zugleich die wichtige Rolle der Beratungszentren verdeutlicht.
„Wenn es uns als unabhängige Flüchtlingsberatung in der Region nicht gäbe, hätten Geflüchtete, die nicht oder noch nicht über eine Aufenthaltsperspektive verfügen, keine Anlaufstelle,“ sagte Claudia Jost, Beraterin in der regionalen Diakonie in Darmstadt-Dieburg vor der Synode. Kristina Pröstler, die für das Dekanat Gießen in der Asylverfahrensberatung in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen arbeitet, ergänzte „Weil wir Flüchtlinge auf das Asylverfahren vorbereiten, gehen sie informierter und selbstbewusster in die Befragung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Durch unsere Intervention kann es zum Beispiel gelingen, Familientrennungen zu vermeiden.“ Zugleich wies sie auf „die enorme Belastung“ hin, die auch dadurch entsteht, dass es in Hessen zu wenige Asylverfahrensberaterinnen – und Berater gäbe „Bei einem Schlüssel von Eins zu 1000 können wir längst nicht alle erreichen, die eine Beratung dringend nötig hätten.“
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