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Frankfurt Bonames

Diakonie und Stadt wollen mit Maßnahmenpaket die Situation in Flüchtlingsunterkunft verbessern

Für Flüchtlinge ein besonders kostbares Gut - das Handy. Es ist die Brücke nach Hause und das wichtigste Utensil für Informationen zur Weiterreise.

Für Flüchtlinge ein besonders kostbares Gut - das Handy. Es ist die Brücke nach Hause und das wichtigste Utensil für Informationen zur Weiterreise.

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Flüchtlingsunterkunft in Frankfurt-Bonames erleben ihre Wohnsitution als problematisch: Sie hatten auf eine unzureichende Strom- und Warmwasserversorgung sowie auf einen eingeschränkte Internetzugang hingewiesen. Auch ein Teil der Dächer ist undicht. Dann habe das Gesundheitsdezernat 45 Fälle von Krätze festgestellt, so Kirsten Gerstner, Referentin im Gesundheitsdezernat, gegenüber dem epd. Jetzt haben die Stadt und die Diakonie ein Maßnahmenpaket entwickelt.

Die Flüchtlingsunterkunft am Alten Flugplatz in Frankfurt-Bonames wird vom Diakonischen Werk für Frankfurt und Offenbach im Auftrag der Stadt Frankfurt betrieben. Dort leben rund 333 Menschen, von denen sich einige bereits in der Vergangenheit über die Wohnsituation beklagt hatten. In der zweiten Junihälte 2020 hatten mehrere Ärzte des Gesundheitsamtes Frankfurt das Camp besucht, da dort die Krätze ausgebrochen war. Elf Familien seien von der Hautkrankheit betroffen, alle Kranken würden ärztlich behandelt. Das Diakonische Werk für Frankfurt und Offenbach als Betreiber reagierte unterdessen: Die Leitung der Unterkunft werde neu besetzt, sagte die Arbeitsbereichsleiterin Flucht und Unterkunft des Diakonischen Werks, Sabine Kalinock, dem epd. Auch bei einem weiteren der rund 30 Mitarbeiter stehe ein Wechsel im Raum.

Diakonie: Bewohner waren ausreichend aufgeklärt

„Bedauerlicherweise kam es in jüngster Zeit zu einem starken Ausbruch von Scabies. Für alle elf Familien, bei denen ein Hautausschlag bekannt wurde, wurde von den Mitarbeitenden der Diakonie umgehend ein Arzttermin vereinbart und die Familien aufgefordert, die Diagnose des Arztes der Einrichtung zu melden“, so die Diakonie in einer Stellungnahme.  Informationsmaterial des Gesundheitsamtes seien außerdem in verschiedene Sprachen übersetzt worden und mit den Betroffenen besprochen worden.

Corona-Lockdown führte zu beengten Verhältnissen

„Durch den Lockdown im Kontext der Corona-Pandemie waren die Familien in den beengten Wohnverhältnissen noch häufiger zusammen, was zur Verbreitung beitrug, zudem bestanden sehr starke Kontaktbeschränkungen auch seitens der Mitarbeitenden zur Bewohnerschaft“, so die Diakonie weiter.  Das Gesundheitsamt Frankfurt hätte nach seinem Besuch am 17. Juni mitgeteilt, dass die Diakonie alle erforderlichen Maßnahmen innerhalb der Einrichtung ergriffen und umgesetzt habe, auch seien die Bewohner ausreichend aufgeklärt worden. Dennoch sei man als verantwortlicher Träger sehr betroffen, dass es zu einem solch großen Ausbruch kommen konnte. Die fehlende Meldung an das Gesundheitsamt stelle ein Versäumnis seitens der Diakonie dar. Hier würden die internen Abläufe und das Handeln der Mitarbeitenden geprüft.

Konsequenzen gefordert

Zuvor hatte Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) das Diakonische Werk aufgefordert, personelle Konsequenzen zu ziehen. Es sei nicht hinnehmbar, dass das Ausmaß und das Risiko der Verbreitung der Krankheit nicht erkannt und die Fälle nicht an das Gesundheitsamt gemeldet wurden. Das Sozialdezernat der Stadt sei schockiert, sagte Sprecherin Manuela Skotnik dem epd. Die Behörde sehe hier ein Versäumnis der Hausleitung.
Es sei ein gravierender Fehler passiert, räumte Kalinock ein. Die Coronakrise habe dazu geführt, dass Kinder nicht mehr in die Kita und die Schule gegangen seien und Deutschkurse für Erwachsene nicht stattgefunden hätten. Die räumliche Enge der Familien, die mit manchmal vier bis sechs Kindern in rund 50 Quadratmeter großen Wohnungen mit einem Wohn-Ess-Bereich und zwei Zimmern lebten, habe die Ansteckung der Krätze begünstigt. Der Mitarbeiterschaft sei nicht klar gewesen, ob die für Sammelunterkünfte vorgeschriebene Meldepflicht hier gelte. Die für 336 Personen ausgelegte Unterkunft sei derzeit mit 333 Personen, davon 189 Minderjährige, voll belegt.

Umsetzung des Maßnahmenpaketes hat begonnen

Doch schon zuvor hatten sich Konflikte wegen der mangelhaften Ausstattung und räumlichen Enge der 2016 als Provisorium errichteten Unterkunft entwickelt. Dabei ging es um Mängel wie eine unzureichende Strom- und Warmwasserversorgung, zu wenige Kochgelegenheiten, undichte Dächer, mangelnden Stauraum für Schuhe sowie weitere Aspekte. Der Unmut der Bewohner führte zu einer Demonstration am 10. Juni.
Nun informiert die Diakonie darüber, dass ein Maßnahmenpaket von Stadt und Diakonie entwickelt worden sei, "das Zug um Zug umgesetzt werden soll". So wolle man der unzureichenden Stromversorgung mit der Sicherung jeder einzelnen Wohnung begegnen und die Reparaturarbeiten an den Dächern haben bereits begonnen. Mittelfristig soll die Weiterversorgung der Bewohner nach Ablauf der Verlängerung Ende 2021 sicher gestellt werden. "Eine weitere längerfristige Nutzung dieser temporär angelegten Liegenschaft ist für uns nicht zielführend. Für die verbleibende Zeit ist eine Verbesserung der Wohnverhätnisse unumgänglich", so das lokale Diakonische Werk. 


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