Gottesdienste feiern
Evangelische Kirche beginnt behutsam mit Neustart der Gottesdienste
Viele Gemeinden der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) beginnen an diesem Wochenende behutsam mit dem Neustart ihrer öffentlichen Gottesdienste. Rund zwei Monate lang waren die Feiern wegen der Corona-Pandemie untersagt. Seit Mai sind sie wieder erlaubt. Darüber freuen sich die rund 1,5 Millionen evangelischen Kirchenmitglieder sehr. Allerdings sind damit auch besondere Auflagen wie etwa die Einhaltung von Abstandsgeboten, das Tragen von Mundschutz-Masken und der Verzicht auf Gesang verbunden. Die hessen-nassauischen Kirchengemeinden wollen mit den Hygiene-Vorschriften äußerst verantwortlich umgehen.
Hygiene-Vorschriften fordern heraus
Nach einer vorläufigen Abfrage werden von den rund 1.100 Gemeinden der EKHN am 10. Mai deshalb zunächst auch voraussichtlich deutlich weniger als die Hälfte wieder mit öffentlichen Gottesdiensten beginnen. Sorgen bereitet Gemeinden mit kleinen Kirchen dabei vor allem das Abstandsgebot und die Größe ihres Sakralbaus. Wenn sie die Richtlinien einhalten, passt mitunter nur eine Handvoll Gäste in die Kirche. Selbst große Gotteshäuser wie die Lauterbacher Stadtkirche mit normalerweise rund 1.000 Plätzen kann mitten in der Corona-Krise kaum mehr als 50 Besucherinnen und Besuchern eine Sitzgelegenheit bieten.
Kleine Kirchen kommen an die Grenze
Auffällig: Vor allem die Gemeinden in der ländlichen Region mit vornehmlich kleineren Kirchen bleiben beim Neustart deshalb bewusst zurückhaltend. Die größeren Bauten in den Metropolen wie etwa die Katharinenkirche in Frankfurts City, die Wiesbadener Lutherkirche oder die Darmstädter Stadtkirche öffnen dagegen ihre Türen erstmals wieder für öffentliche Feiern am Sonntag. Eine kluge Alternative für die Platznot hat sich unterdessen die Mainzer Maria-Magdalena-Gemeinde auf dem Lerchenberg ausgedacht. Sie verlegt ihre Gottesdienste ab 17. Mai unter den freien Himmel und feiert einfach Open-Air.
Digitale Angebote bleiben weiter
Gleichzeitig bleiben viele Gemeinden angesichts der Herausforderungen durch die Schutzmaßnahmen vorerst bei ihren inzwischen durchaus bewährten digitalen Angeboten. So setzt die Maria-Magdalena-Gemeinde in Frankfurt weiter auf ihren Video-Konferenz-Gottesdienst „GaAbriEl“, bei dem am Sonntag sogar Kirchenpräsident Volker Jung als virtueller Gastprediger auftritt. Unterdessen vereint die Kirchengemeinde im mittelhessischen Hungen das Beste aus zwei Welten. Sie feiert einen „Hybrid-Gottesdienst“ mit Andacht in der Kirche und gleichzeitiger Live-Übertragung in die Wohnzimmer. Der spirituelle Neuaufbruch in der Welt der Elektronik zeitigt erste bleibende Folgen.
Mit Zollstock und Klebeband
Ansonsten sind viele Gemeinden aber noch emsig damit beschäftigt, ihre Kirchen vor Ort für den Sonntag startklar zu machen. So begutachten Sicherheitsteams mit Zollstock und Klebeband die Sitzreihen und markieren die vorgeschriebenen Abstände. Das Hygienekonzept für die Gemeinden mit ihren vielen ehrenamtlich Aktiven ist durchaus anspruchsvoll. In dieser Woche hatte die Gesamtkirche eine zwölf Punkte umfassende Handreichung zur Sicherheit sowie umfassende Praxistipps herausgegeben. Sie betont darin, dass sich Gemeinden nicht selbst mit dem Neustart der Gottesdienste und anderer Veranstaltungen unter Druck setzen müssten. Ein Neuanfang unter den Bedingungen der Corona-Pandemie solle besser „gut überlegt und bewusst gestaltet werden“, heißt es darin. Dabei könne beispielsweise ein Einstieg mit kürzeren Gottesdienstformen helfen.
Ausreichend Vorbereitungszeit nehmen
In einem Begleitschreiben zu dem Papier empfahl der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung zuletzt ebenfalls, sich ausreichend Vorbereitungszeit für einen Neuanfang zu nehmen. Jung: „Ausdrücklich betone ich, dass mit der Möglichkeit, Gottesdienste in den Kirchen zu feiern, keine Verpflichtung dazu besteht. Es kann auch eine geistlich gut verantwortete Entscheidung sein, noch eine Zeit lang auf die gottesdienstliche Versammlung zu verzichten und weiterhin etwa in medialer Verbindung miteinander oder auch zuhause Gottesdienst zu feiern.“ Gleichzeitig erinnerte Jung an das Ziel der bisherigen Einschränkungen: „Gerade weil uns aus unserem Glauben heraus so viel daran liegt, Menschen nicht zu gefährden und Schwache zu schützen, halten wir es für geboten, die staatlichen Einschränkungen mitzutragen. Abstand halten war und ist für mich in dieser Zeit ein Akt der Nächstenliebe.“
Hinweis: Die Hilfs-Materialien sind über die Online-Sonderseiten der EKHN einsehbar: www.EKHN.de/corona
Materialien und aktuelle Informationen für Mitarbeitende der EKHN
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