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Fair Trade & Zivilcourage

Fairer Handel: Evangelische und katholische Jugend haben den Anstoß gegeben

Kaffee mit Fairtrade-Siegel

Das Fairtrade-Siegel signalisiert: Ein Teil der Erlöse ermöglicht den Kleinbauernkooperativen stabilere Preise sowie langfristige Handelsbeziehungen. Sowohl Bäuerinnen und Bauern als auch Beschäftigte auf Plantagen erhalten eine zusätzliche Fairtrade-Prämie für Gemeinschaftsprojekte. Die Standards enthalten darüber hinaus Kriterien zu demokratischen Organisationsstrukturen, Umweltschutz und sicheren Arbeitsbedingungen.

Fair gehandelte Bananen und Kaffee werden inzwischen in fast jedem Supermarkt präsentiert. Das war nicht immer so. Vor 50 Jahren hatten evangelische und katholische Jugendorganisationen die Idee dazu.

„Fairhandeln – für ein gutes Leben“ lautet das Motto der diesjährigen „Fairen Woche“. Damit werfen die Veranstalter 2020  die Frage auf, was wir für ein "gutes Leben" eigentlich wirklich brauchen – und wie wir dazu beitragen können, dass möglichst alle Menschen ein gutes Leben führen können. Um Impulse zu setzen, bieten kirchliche Einrichtungen, Weltläden, Verbraucherzentralen und andere Organisatoren vom 11. bis 25. September 2020 zahlreiche Veranstaltungen an. Dabei geht es um Upcyling-Workshops, faire Geldanlagen , Gottesdienste und  Fahrradtouren.

Start mit Hungermärschen und Verskaufsständen in Kirchengemeinden

Die diesjährige „Faire Woche“ ist für die evangelische und katholische Kirche ein besonderer Anlass: Es waren maßgeblich christliche Jugendverbände daran beteiligt, die Idee des „fairen Handels“ umzusetzen. Ziel war, die Produzentinnen und Produzenten für Tee, Kaffee und anderen Waren angemessen zu bezahlen, damit sie ein Leben in Würde führen können. Vor genau 50 Jahren, im September 1970, kamen die ersten fair gehandelten Produkte in Deutschland auf den Markt: Aktionsgruppen boten in Kirchengemeinden Kunsthandwerk aus Asien, Afrika und Lateinamerika an. Bald darauf gab es auch fair gehandelten Kaffee, das bis heute erfolgreichste Produkt. Die aktiven Verbände waren: die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej) und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). 1970 zogen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch in Hungermärschen durch Städte und Dörfer, um auf ein ungerechtes Handelssystem aufmerksam zu machen und um Geld für Hilfsprojekte zu sammeln.

Steigende Kundenzahl

Der Einsatz für einen gerechten Preis setzte eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte in Gang: Inzwischen führt jeder Supermarkt Waren aus fairem Handel, und die Zahl der Kundinnen und Kunden, die mit ihrem Einkauf auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen am Anfang der Lieferketten verbessern möchten, nimmt stetig zu. Heute werden in Deutschland 1,85 Milliarden Euro mit fair gehandelten Produkten umgesetzt. Trotzdem sind weiterhin politische Schritte notwendig, um die wirtschaftliche Position der Produzentinnen und Produzenten im Globalen Süden zu stärken.

Fairer Handel hat sich während Corona bewährt

Die kirchlichen Hilfsaktionen „Brot für die Welt“ und „Misereor“ unterstützen seit 50 Jahren Partnerorganisationen im Globalen Süden beim Fairen Handel. Gerade während der Corona-Pandemie hat sich der Faire Handel bewährt. Wenn Produzentinnen und Produzenten mit einem festen Preis rechnen und sich darauf verlassen können, dass die Ernte bei Bedarf vorfinanziert wird, sichert der Faire Handel Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auch in Krisenzeiten die Existenz.

Situation des Weltmarktes für Kaffee

Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg und Misereor-Bischof, sagt: „Gerade beim Kaffee zeigt sich, dass Fairer Handel ein erfolgreiches Modell für alle Beteiligten ist. Strukturen im Kaffeeanbau, die noch aus der Kolonialzeit stammen und Menschen in Armut halten, können überwunden werden.“ Zugleich beklagt er die niedrigen Weltmarktpreise der letzten drei Jahre, während sich die Renditen der wenigen großen Kaffeeröster auf einem historischen Höhepunkt befinden. „Wir setzen uns dafür ein, dass Bäuerinnen und Bauern für ihre Arbeit gerecht bezahlt werden. Dazu gehört die Anerkennung der wirklichen Kosten, die etwa im Kaffee stecken: die schonende Behandlung des Bodens durch einen nachhaltigen Anbau und der Erhalt der Biodiversität.“

Globaler Handel muss gerechter werden

Die beiden kirchlichen Hilfswerke appellieren an die politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger, dass die Bedingungen des Fairen Handels Standard für den globalen Handelsverkehr werden. „Wenn wir Hunger, Armut und Ungerechtigkeit überwinden wollen, muss der globale Handel insgesamt gerechter und fair werden. Unser Konsum darf nicht weiterhin auf dem Rücken der Menschen am Anfang globaler Wertschöpfungsketten erwirtschaftet werden“, sagt die Präsidentin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel. „Dazu brauchen wir Handelsverträge, die Menschenrechte und Umweltstandards berücksichtigen und ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen bei fahrlässiger Nichteinhaltung ihrer Sorgfaltspflichten in die Verantwortung nimmt. Der Faire Handel zeigt, dass dies möglich ist.“

Faire Woche 

nachhaltig und fair leben


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