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Kino

Filmtipp: „Ein Lied in Gottes Ohr“

Ein Rabbi, ein Priester und ein Imam auf der Bühne.

Was auf der Bühne klappt, kann doch in der Welt nicht so schwer sein: Ein Rabbi, ein Priester und ein Imam feiern ihre Koexistenz.

Drei Geistliche unterschiedlicher Religionen raufen sich im Film „Ein Lied in Gottes Ohr“ zu einer Band zusammen und erobern die Charts. Blöd nur, dass alle drei sich gegenseitig mit Vorurteilen überhäufen. Das ist Konfliktpotenzial für eine urkomische und sehenswerte Komödie.

Von Valentin Beige

Musikproduzent Niclas (Fabrice Eboué, der gleichzeitig auch Drehbuchautor und Regisseur ist) hat ein Problem. Seine Chefin setzt ihm die Pistole auf die Brust. In sechs Monaten müssen er und seine Assistentin (Audrey Lamy) mit einer neuen Band den Musikhimmel stürmen und ein großes Stadion füllen.

So kommt Niclas eines Abends nach Hause und im Stockwerk über ihm wird kräftig gefeiert. Er fragt eine voll verschleierte Frau, ob da oben eine Kostümparty. „Ich bin nicht verkleidet“, faucht sie ihn an. Nach der durchgemachten Nacht - er mischt die Party ordentlich auf - kommt ihm die zündende Idee: Ein Iman, ein Rabbi und ein Pfarrer sollen ihn retten.

Jedes Bandmitglied trägt sein eigenes Päckchen

Doch woher soll er die Geistlichen nehmen? Ein Casting mit überzeichneten, aber lustigen Darstellern bringt es nicht. Und so macht er sich auf die Suche nach dem Frontmann einer ehemaligen Rabbi-Band. Samuel (Jonathan Coen) zog sich nach einer missglückten Beschneidung völlig aus der Öffentlichkeit zurück und leidet unter manischen Schuldgefühlen. Was im weitern Verlauf niemanden daran hindern soll, ständig Witze über Beschneidungen zu machen.

Den katholischen Pater Benoît (Guillaume de Tonquédec) kann er nur überzeugen, weil er ihm ein neues Kirchendach verspricht und Iman Moncef (Ramzy Bedia) ist kein Iman, sondern ein abgehalfterter Sänger aus einer schlecht besuchten Bar, der dringend Geld braucht. Er ist das genaue Gegenteil eines Imans: er trinkt Alkohol, ist ohne Salami nicht überlebensfähig und obendrein ein Frauenheld.

Frisch vereint steckt Niclas die drei in ein Studio, aber das Vorhaben scheitert unfreiwillig komisch. Als Niclas bei einem kurzen Gerangel in einen Fluss gestoßen wird, hat er genug und wirft hin. Aber er hat die Rechnung ohne die drei Geistlichen gemacht. Sie überzeugen Niclas weiterzumachen, beginnen Songs selber zu schreiben und rocken die erste Kneipe, was wunderbar inszeniert ist.

Sex, Drugs and Religion

Und damit beginnen die Irrungen während der Konzertreise, der Erste verknallt sich, der Nächste hat ein physisches Problem und bekommt von Nicolas heimlich mehrere Packungen Kokain und der dritte im Bunde hat jede Nacht eine andere Frau auf dem Hotelzimmer. Niclas hat alle Hand zu tun, alle drei im Zaum zu halten. Kein Wunder, dass es öfters mal Streit gibt.

Witzige, aber oberflächliche Klischees

Im Film sind Unmengen an Pointen, Klischees und Witze vorhanden, die oft auf Kosten der jeweils anderen Religionen gehen und jede ist für sich lustig, wenn sie immer wieder dafür sorgen, dass es Krach zwischen den Bandmitglieder gibt. Das gipfelt nicht selten in einem hin und her von Klischees und Vorurteilen, aber bevor sich die Pointe entfaltet, sind schon die nächsten drei Witze gefallen, typisch französische Komödie. Es fehlt den Pointen also manchmal der Raum, sich zu entfalten.

Was in Erinnerung bleibt, sind Slamsessions und unzählige Konzerte der drei. Die Musik ist kein Allerlei-Pop, sondern gespickt mit Pointen und Klischee, in denen sich jede der drei Religionen selbst auf die Schippe nimmt - und keiner deswegen Streit anfängt. Ganz im Gegenteil, auf den Konzerten herrscht pure Einigkeit zwischen den Musikern und den Besuchern.

Drei Religionen können miteinander

Es ist wichtig, dass der Film einige Konfliktpunkte zwischen den Religionen anspricht und humorvoll auf die Schippe nimmt, etwa die Frage, wem Israel, Palästina und der Gazastreifen gehören. Schade ist aber, dass alle Konflikte nur an der Oberfläche angekratzt werden. Der Film ist eine wichtige Mahnung für ein Verständnis zwischen den Religionen und kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, indem unsere Gesellschaft viel zu oft über Spaltung diskutiert.

„Ein Lied in Gottes Ohr“ überzeugt durch die fünf Schauspieler, den Witzen übereinander und den liebevollen Details. Und wie bei vielen Filmen lohnt sich gerade der Abspann, er enthält die Message des Filmes: „Auch wenn einmal Friede herrscht, wir machen weiter um ihn zu erhalten“.

Ein Lied in Gottes Ohr 
Laufzeit: 89 Minuten
Originaltitel: CoeXister
Startdatum: 26.07.2018
FSK: 12
Regie und Drehbuch: Fabrice Eboué
Darsteller: Ramzy Bedia, Fabrice Eboué, Guillaume De Tonquedec, Audrey Lamy 
Mit Kinofinder: http://www.ein-lied-in-gottes-ohr.de/


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