In Nassauer Johanniskirche segnete Propst Schütz Theologin für neuen Dienst
Große Freude über Amtseinführung von Dekanin Kerstin Janott
NASSAU/RHEIN-LAHN. Mit einem feierlichen und fröhlich-beschwingten Festgottesdienst in der Nassauer Johanniskirche ist Pfarrerin Kerstin Janott ins Amt der Dekanin des evangelischen Dekanats Nassauer Land eingeführt worden. Im Anschluss gab es im Nassauer Kurpark einen unterhaltsamen Empfang mit Chorgesang und zahlreichen Gratulanten. Bei strahlendem Sonnenschein mit flotter Musik wurde die Einführung zu einem Frühlingsfest voller Freude.
Den Wandel sehen und gestalten
„Wenn heute eine Kollegin sagt, dass sie sich für ein Leitungsamt in unserer Kirche bewirbt, bekommt sie mitunter die Rückmeldung: Um Gottes willen, warum das denn?!“, warf Propst Dr. Klaus-Volker Schütz nach der Begrüßung durch Pfarrerin Mariesophie Magnusson einen kritischen Blick auf die aktuelle Situation der Kirche, die definitiv eine Kirche im Übergang sei. „Wir leben und arbeiten in einem System mit knapper werdenden Ressourcen in einer Gesellschaft, die sich enorm wandelt und rasch dazu, die sich individualisiert, digitalisiert und globalisiert“, so Schütz in seiner Ansprache. Leitungsarbeit heiße auf diesem Hintergrund, den Wandel zu sehen und zu gestalten, um den Menschen Sicherheit zu geben, aber auch, „die alten Verheißungen wach zu halten, die uns von Gott gegeben sind, und das Vertrauen in sie wachsen zu lassen, jede Stunde, jeden Tag, gerade jetzt.“
Die Kirchenleitung sei sehr froh, dass sich Kerstin Janott, die jede Menge Erfahrung mitbringe, als Dekanin zur Verfügung stelle, betonte Schütz und gab der „Neuen“ drei Wünsche mit auf den Weg: „Erstens: Ich wünsche dir den Segen der Verheißung.“ Zweitens wünschte er der bisherigen Pfarrerin von Langenscheid, Geilnau und Hirschberg Kooperation, die gelingt: „Die Zeit der Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer ist vorüber. Prozesse des Wandels gelingen am besten, wenn sie gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickelt werden.“ Und drittens? „Ich wünsche dir Hoffnung, die du nie verlierst“, ergänzte der Propst und präzisierte: „Wir müssen uns immer wieder neu als Wanderer begreifen, als wandernd und offen, Leute mit leeren Händen, die doch um die Fülle wissen oder sie wenigstens ahnen.“
Dann war er gekommen, der große, feierliche Moment: Von den Assistentinnen Anja Beeres, Melanie Schneider und Irene Vongehr unterstützt, segnete Propst Klaus-Volker Schütz die sichtlich gerührte neue Dekanin ein. „Liebe Kerstin, Gott hat dich gerufen. Er braucht dich an dieser Stelle, an seiner Baustelle am Mittelrhein und im Nassauer Hügelland“, brachte der Propst zum Ausdruck, wie willkommen und auch unabkömmlich die Theologin hier ist.
Erste Predigt als Dekanin
Mit Spannung erwartet: Kerstin Janotts erste Predigt in ihrer neuen Funktion. Für diesen besonderen Anlass habe sie ihren Ordinationsvers aus dem zweiten Korintherbrief gewählt, berichtete sie: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht mit uns.“ Mit dem Schatz sei der Glaube gemeint, veranschaulichte Janott. „Gott hat seinen Schatz, seinen hellen Schein in dich, in mich hineingelegt. An manchen Tagen strahlen wir einander entgegen. An Festtagen wie heute zum Beispiel. Da kann ich sofort die vielen Gaben, die Schätze erkennen, da ist Gottes Segen zum Greifen nah.“ Aber natürlich gebe es auch die anderen Tage, an denen man sich fühle wie ein zerbrechliches irdenes Gefäß: „Wenn ich erlebe, wo meine Kraft nicht reicht. Wenn das Gedankenkarussell mich nachts wachhält und tagsüber müde macht. Wenn ich manches so gerne können würde, manchmal so gerne anders wäre, es aber einfach nicht schaffe. Dann ist mir das irdene Gefäß viel präsenter als der Schatz darin.“ Aber gerade in solchen Momenten sei es wichtig, den Blick der Schatzsucherin nicht aufzugeben, gab sie zu bedenken: „Gerade in all den vielen Veränderungen, in denen wir gerade stecken – als Welt, als Gesellschaft und auch als Kirche. Ich wünsche mir und uns allen leuchtende Momente im Alltag, in denen der Himmel uns begegnet, einfach so. Damit wir inmitten von allem, was uns irdene Gefäße manchmal drückt und belastet, auch Gottes Strahlen in uns und um uns entdecken.“
Gottesdienst mit „Bodypercussion“
Ein ebenso nachdenklich stimmender wie Hoffnung spendender Einführungsgottesdienst war es also, der durch die Mitwirkung zahlreicher Akteure zu einem harmonischen Ganzen geriet. Durch Schriftlesung, Fürbitten und andere liturgische Handlungen, aber natürlich auch durch die musikalischen Beiträge: Während der evangelische Posaunenchor Nassau unter Leitung von Petra Wiegand unten für die passenden instrumentalen Töne sorgte, gab sich die von Dekanatskantor Ingo Thrun geleitete evangelische Kantorei Bad Ems hoch oben auf der Empore die Ehre. Thruns Holzappeler Kollege Martin Samrock wiederum zog mit seinen teils erfrischend unkonventionellen Orgelinterpretationen in den Bann – und brachte die Gemeinde direkt im Anschluss an die Predigt der soeben ins Amt eingeführten Dekanin mit einer „Bodypercussion“, also mit der Kunst der Klangerzeugung unter Zuhilfenahme des eigenen Körpers, in Bewegung.
Samrock übernahm auch die Leitung, als bei dem ins Café des Freiherr-vom-Stein-Parks verlegten „gemütlichen“ Teil der Veranstaltung, einem unterhaltsamen Empfang, der eigens für diesen Anlass gegründete Projektchor die Grußworte von Mitgliedern des Dekanatssynodalvorstandes, aus der Esterau sowie etwa vom Kreisbeigeordneten Karl-Werner Jüngst für den Rhein-Lahn-Kreis mit Liedern wie „Wir sind zusammen unterwegs“, „Schalom chaverim“ oder dem pfiffigen Kanon „Ich bin da und du bist da“ beschwingt und locker umrahmte. „Bei den Musikern unserer Combo handelt es sich um Dekanatsmitglieder aus einem Bereich von Hahnstätten bis Geisig“, erklärte die Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstands, Anja Beeres, der überraschten Kerstin Janott. „Wir haben keinen Anspruch auf Perfektion, sondern nur den Wunsch, dich auch auf diese Weise bei uns willkommen zu heißen“, so Beeres. Das war ihr und dem Chor bestens gelungen. (ub)