Weltkindertag
Kampagne "#reinwachsen" gegen Kinderarmut
In Hessen leben laut eine aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung 13,6 Prozent der Kinder in Haushalten, die Grundsicherung für Arbeitssuchende (SGB II bzw. „Hartz IV) beziehen. Hinzu kommen Kinder aus Familien mit geringem Erwerbseinkommen, die ebenfalls besonders häufig von Armut betroffen sind. Für Kinder bedeutet das Aufwachsen in einer solchen finanziellen Situation nicht nur in Corona-Zeiten vor allem eines – Verzicht. Einen Kindergeburtstag ausrichten, ein Musikinstrument lernen, mit Freunden einen Freizeitpark besuchen, ein Restaurantbesuch mit der Familie, angesagte Klamotten oder zusätzliches Lernmaterial shoppen – das ging auch vor der Corona-Krise oft nicht, da in der Familie das Geld dafür fehlte. „Das Motto des Ökumenischen Kirchentags war gerade „schaut hin“, sagt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen zum Internationalen Kindertag am 1. Juni. „Dies gilt ganz besonders für armutsbetroffene Kinder. Sie sind häufig kaum sicht- und hörbar, erst recht nicht in der Krise. In der Pandemiebekämpfung mussten Kinder oft als erste zurückstecken, die Folgen sind für armutsbetroffene Kinder besonders schwerwiegend. Die Politik und wir als Gesellschaft dürfen sie aber gerade jetzt nicht vergessen. Wir müssen hinschauen und Schutz- und Unterstützungssysteme gegen Kinderarmut mobilisieren“, sagt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen weiter.
Kampagne #reinwachsen – stark gegen Kinderarmut gestartet
Mit der Kampagne #reinwachsen – stark gegen Kinderarmut engagiert sich der Stiftungsfonds DiaKids der Stiftung Diakonie Hessen in seinem 10. Jubiläumsjahr daher gezielt in der Bekämpfung von Armutsfolgen für Kinder. „Wir müssen Kinder vor diesen existentiellen Sorgen schützen“, so Gabriele Scherle, Mitglied des Vorstandes Stiftung Diakonie Hessen. „Mit unserer Kampagne stärken wir Kinder mit ganz konkreter Hilfe, damit Kinder auch Kinder bleiben können“, so Scherle weiter. Bildungs- und Chancengleichheit endet für Kinder aus armutsbedrohten Familien häufig schon bei der Einschulung. Für einen guten Schulranzen mit gefülltem Mäppchen, Turnbeutel und Brotdose reicht das Einkommen dieser Familien nicht aus. Für den Sportunterricht fehlen passende Turnschuhe, die Freizeitschuhe sind gerade zu klein und ein gesundes Frühstück für die Schulpause ist sehr oft auch nicht möglich.
Mehr über die Kampagne #reinwachsen - mit Spendenmöglichkeit
Kinder aus armen Familien in der Corona-Krise besonders benachteiligt
„Kinderarmut muss immer im Familienkontext gesehen werden und hat viele Gesichter – besonders in der Corona-Krise“, sagt Dr. Melanie Hartmann, Referentin für Armutspolitik bei der Diakonie Hessen. „Kinder aus einkommensarmen Familien leiden etwa überdurchschnittlich häufig unter gesundheitlicher Beeinträchtigung, wohnen beengter und haben außerdem schlechtere Bildungs- und Teilhabechancen, als Kinder aus Familien mit gesichertem Einkommen.“ Die Corona-Krise mit dem monatelangen Unterrichtsausfall, dem häuslichen Lockdown, den fehlenden Sport- und Freizeitmöglichkeiten, geschlossenen Jugendeinrichtungen usw. führe gerade in den Bereichen Bildung, Wohnen, psychische und körperliche Gesundheit sowie gesellschaftliche Teilhabe und soziale Integration zu weiterer Benachteiligung armutsbetroffener Kinder. „Betroffene Familien müssen hier besonders viel Kraft aufwenden, um die Folgen der Krise für die Kinder wenigstens teilweise abzufedern. Häufig ist das einfach nicht zu schaffen“, so Hartmann.
Vielfältige Maßnahmen für die Bekämpfung von Kinderarmut nötig
Nun seien dringend Maßnahmen nötig, die Kinder aus armen Familien besonders in den Blick nehmen. Das hessische Förderprogramm für Schüler*innen „Löwenstark“ sowie das beschlossene „Aufholprogramm“ der Bundesregierung seien bereits zwei wichtige Schritte, um Kinder in der Krise zu stärken. Carsten Tag: „Der im Aufhol-Paket enthaltene „Freizeitbonus“ über 100 Euro für Kinder aus einkommensarmen Familien ist zumindest ein Signal, um auf die besonders schwere Situation von armutsbetroffenen Kindern in der Krise hinzuweisen. Aber 100 Euro reichen nicht aus, um strukturelle Armut und die weitreichenden Folgen der Corona-Pandemie nachhaltig zu bekämpfen. Viele weitere Schritte sind notwendig.“ Armutsreferentin Melanie Hartmann ergänzt: „Wir benötigen beispielsweise eine angemessene Kindergrundsicherung genauso wie bezahlbaren Wohnraum für Familien. Auch brauchen wir ausreichend Geld für Kinder- und Jugendarbeit im Gemeinwesen. Nur so können wir Teilhabe sichern und Ausgrenzung vermeiden. Mit Investitionen in den Aufbau von kommunalen Armutspräventionsketten könnte überdies die Widerstandsfähigkeit von Kindern und deren Familien gestärkt werden. Die Liste ist lang, an Ideen zur Armutsbekämpfung fehlt es nicht. Corona führt uns vor Augen, wie dringend ihre Umsetzung ist.“
#reinwachsen – Stark gegen Kinderarmut
Der Stiftungsfonds DiaKids der Stiftung Diakonie Hessen hat zu seinem 10-jährigen Bestehen die Kampagne #reinwachsen – stark gegen Kinderarmut gestartet und unterstützt gezielt Projekte zur Bekämpfung von Armutsfolgen für Kinder. Erste Geld- und Sachspenden hat der Stiftungsfonds bereits eingeworben und zwei Projekte zum Kampagnenstart mit Schulranzen zur Einschulung auf den Weg gebracht. Die Verteilung der Hilfsleistungen wird über das diakonische Netzwerk in Hessen mit 32 Tafeln, 59 Ausgabestellen und regionalen Beratungsstellen gewährleistet. (Mehr Infos: www.stiftung-diakids.de)
Mit dem Stiftungsfonds DiaKids wird die Stiftung Diakonie Hessen seit 10 Jahren gezielt in der Familienhilfe tätig und bekämpft Kinderarmut. Im Fokus steht die Verbesserung der Situation von Kindern und ihren Familien, die prekäre Lebenslagen und Armutsfolgen nicht aus eigener Kraft bewältigen können. Bisher konnten über 167.000 Euro für Förderungen von bedürftigen Kindern und deren Familien zur Verfügung gestellt werden u. a. für die Unterstützung von Alleinerziehenden, Ferienangebote für einkommensarme Familien, Bildungsförderung oder Lernpatenprojekte.
Die Stiftung Diakonie Hessen wurde 2005 mit einem Stiftungskapital von 250.000 Euro in Hessen und Nassau gegründet und 2013 auf das Gebiet von Kurhessen-Waldeck ausgeweitet wurde. Das aktuelle Stiftungskapital beläuft sich auf rund 8,7 Mio. Euro. Seit Gründung wurden diakonische Projekte mit einem Gesamtbetrag von über 3,73 Mio. Euro unterstützt. Die Stiftung Diakonie Hessen betreut fünf Stiftungsfonds und derzeit 24 regionale Unterstiftungen, die treuhänderisch verwaltet werden. (Mehr Infos: www.sinn-stiften.de)