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Hanau. #saytheirnames

Mitgefühl und Solidarität den Familien der Attentatsopfer zeigen

Sonja Mattes

„Jedes Zeichen ist wichtig, um den Familien der Getöteten unsere Zuwendung, unser Mitgefühl und unsere Solidarität zu zeigen“, sagt Pfarrerin Sonja Mattes, die kommissarische Dekanin des evangelischen Dekanats Dreieich-Rodgau

Die kommissarische Dekanin Sonja Mattes sorgt sich um die Familien der Opfer, die bei dem Attentat in Hanau vor einem Jahr erschossen wurden. Auch aus ihrem Dekanatsgebiet ist dabei ein Mann ums Leben gekommen: Der damals 30-jährige Sedat Gürbüz. Jetzt nimmt die evangelische Theologin bei einer Gedenkveranstaltung in Hanau teil.

„Ich denke an die Familien der Attentatsopfer von Hanau. Einen Angehörigen zu verlieren, ist schlimm. Aber wenn ein Familienmitglied plötzlich gewaltsam aus dem Leben gerissen wird, ist das besonders grausam“, sagt die kommissarische Dekanin Sonja Mattes vom Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau. Am Freitag, 19. Februar 2021, nimmt sie an den Friedensgebeten in der Hanauer Marienkirche teil, um der Opfer des Attentats vor einem Jahr zu gedenken. Damals wurden neun Menschen aus Einwandererfamilien getötet, außerdem hatte der Attentäter seine Mutter sowie sich selbst erschossen.

#saytheirnames: Sedat Gürbüz aus Dietzenbach

Mehrere Gedenkveranstaltungen in Hanau sind geplant, die auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck stattfinden. Die kurhessen-waldecksche Bischöfin Beate Hofmann eröffnet die Friedensgebete und die kommissarische Dekanin Mattes aus der EKHN ist dabei. Sonja Mattes ist betroffen: „Bei dem Attentat wurde auch ein Mann aus Dietzenbach getötet – hier ist unser Dekanatssitz. Sedat Gürbüz war gerade mal 30 Jahre alt. Damals haben Pfarrkollegen und ich auf dem Dietzenbacher Rathausplatz eine Gedenkveranstaltung für ihn mitbegleitet.“

Mitgefühl und Solidarität zeigen

Die kommissarische Dekanin sorgt sich um die Angehörigen der Opfer. Nach einem solchen Gewaltakt könne eigenes Lebensvertrauen zerstört werden. In einer Video-Botschaft griff auch Heinrich Bedford-Strohm, der EKD-Ratsvorsitzende, die Situation der betroffenen Familienmitglieder auf: "Die Angehörigen der Opfer aber leiden bis heute." Deshalb ermutigt Pfarrerin Mattes: „Jedes Zeichen ist wichtig, um den betroffenen Menschen unsere Zuwendung, unser Mitgefühl und Solidarität zu zeigen.“ Laut einem epd-Bericht betonte der EKD-Ratsvorsitzende betonte ebenfalls: "Trauern um kostbare Menschen, die der Gewalt zum Opfer gefallen sind. Und Mitfühlen mit dem Schmerz der Angehörigen, die ihre Lieben so sehr vermissen." 

Für friedliches und tolerantes Miteinander weltweit eintreten

Bereits zuvor hatte Dr. Volker Jung, der Kirchenpräsident  der EKHN, vor den Ursachen des Gewaltaktes gewarnt: „Rassismus vergiftet Gesellschaften. In Hanau und überall auf der Welt“. Der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm rief deshalb dazu auf, dass sich jeder selbst in Bezug auf offenen oder versteckten Rassismus hin prüfen solle. Schließlich hatte Kirchenpräsident Jung auch auf die friedensstiftende Botschaft der Bibel verwiesen: „Gottes Geist will Menschen über alle Grenzen hinweg zu einer weltweiten Gemeinschaft miteinander verbinden." Auch Pfarrerin Sonja Mattes unterstreicht die Bedeutung der christlichen Botschaft, die dazu aufrufe, friedlich und tolerant miteinander zu leben. Deshalb fordert die evangelische Pfarrerin Mattes dazu auf, „gemeinsam die Welt in Ordnung zu halten. Dafür brauchen wir einander.“

Song – „Von nahem sieht man ein Zuhause vieler Nationen“

Sonja Mattes hat während des vergangen Jahres allerdings auch eine zuversichtliche Entwicklung bemerkt: „Das Attentat hat die Stadt verändert. Viele Hanauerinnen und Hanauer machen deutlich, dass sie sich von dem rechtsterroristischen Anschlag nicht klein kriegen lassen. Sie leben ihre Solidarität noch bewusster. Denn hier leben viele Menschen unterschiedlicher Religionen, Bürgerinnen und Bürger, die einen Migrationshintergrund haben.“ Der Song „Zusammen“ von Mirjam Wolf, den Jens Helmig getextet hat, zeige das Lebensgefühl der Hanauer besonders gut. Darin heißt es über die Stadt: „Von oben gesehen ist es nur ein Fleck auf Erden. … Von nahem sieht man ein Zuhause vieler Nationen.“ 

Hanauerinnen und Hanauer halten das Gedenken präsent

Die evangelische Theologin Sonja Mattes fühlt sich eng mit Hanau verbunden: „In Hanau habe ich mein Vikariat gemacht, bis vor zwölf Jahren habe ich dort gelebt. Zudem gehören zu unserem Dekanat zwei Hanauer Stadtteile: Hanau-Steinheim und Klein-Auheim.“ Wenn sie bei ihren Besuchen auf dem Hanauer Markplatz die Kerzen und Blumen sieht, ist sie tief berührt: „Die Menschen kämpfen sehr darum auf gute Art zu sagen: Eigentlich wollen wir als Hanauer etwas ganz Anderes, wir wollen eine Kultur der Vielfalt.“ Sie schätzt es, dass das Gedenken in Hanau so präsent ist: „Die Corona-Pandemie hat das Gedenken erschwert. Umso wichtiger ist der Gedenktag 2021, zu dem auch der Bundespräsident kommt.“


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