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Nord-Nassau

Nachfolgerin für Annegret Puttkammer gesucht

Annegret Puttkammer 2019

Annegret Puttkammer 2019

Zehn Jahre lang war Annegret Puttkammer Pröpstin von Nord-Nassau, jetzt wird eine Nachfolgerin bestimmt. Auf der Synode der EKHN im September in Offenbach stehen die Dekanin des Dekanats Büdinger Land, Sabine Bertram-Schäfer (53), und die Klinikseelsorgerin und stellvertretende Dekanin des Dekanats Runkel, Claudia Gierke-Heinrich (59), zur Wahl.

Beide Kandidatinnen kennen die Region zwischen dem oberen Edertal im Norden und dem Vordertaunus im Süden ausgesprochen gut, für beide ist es Heimat: Claudia Gierke-Heinrich verbrachte schon ihr Vikariat im damaligen Dekanat Dillenburg; 2002 wurde sie erstmals zur stellvertretenden Dekanin im Dekanat Runkel gewählt. „Nord-Nassau ist mir vertraut seit Anbeginn meiner theologischen Laufbahn, in Nord-Nassau bin ich zu Hause“, sagt sie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Claudia Gierke-Heinrich war Gefängnisseelsorgerin

An das Theologie- und Philosophiestudium hängte die Pfarrerin ein Studium der Betriebswirtschaft an, war unter anderem Gefängnisseelsorgerin in Limburg und Klinikseelsorgerin im Maßregelvollzug in Hadamar. Sabine Bertram-Schäfer ist in Nord-Nassau aufgewachsen, ihr Abitur machte sie in Limburg. „Ich kenne die Gegend ganz gut.“ Dorf- und Vereinsleben sind ihr vertraut: „Das Ländliche liegt mir sehr nahe“, als Großstadtpfarrerin könne sie sich nicht vorstellen.

Bertram-Schäfer ist ausgebildete Notfallseelsorgerin

Bertram-Schäfer war unter anderem Notfallseelsorgerin, stellvertretende Dekanin in Nidda und seit 2005 zunächst Dekanin in Büdingen und schließlich im fusionierten Dekanat Büdinger Land.
Wen die Synode am 19. September auch wählt: Die neue Pröpstin übernimmt eine kirchliche Leitungsfunktion in einer nicht gerade einfachen Zeit. Zurückgehende Mitgliederzahlen und geringere finanzielle Mittel werden die Kirche in den kommenden Jahren prägen.

Sparpotenziale bei Gebäuden

Bertram-Schäfer sieht Sparpotenziale bei Gebäuden: Die Kirche müsse bleiben, das steht für sie fest. Aber bei Gemeindehäusern könne man „genau hinschauen“ und überlegen, ob man sich von ihnen trennt oder bei der Nutzung beispielsweise mit der katholischen Kirche zusammenarbeitet.
Nicht an Gemeindepädagogen und Kirchenmusikern sparen „Mehr teilen“ - so lautet eine ihrer Ideen zur Kirche der Zukunft. Im Edertal etwa probierten mehrere Kirchengemeinden ein zentrales Gemeindebüro aus, so dass nicht jeder die komplette Ausstattung benötigt. Gemeindepädagogen und Kirchenmusiker sollten nicht eingespart werden.

„Die Kirche wird nicht zugrunde gehen.“

Bertram-Schäfer setzt auf multiprofessionelle Teams in den Gemeinden, zu denen auch Ehrenamtliche gehören. „Man muss vor Ort klären, wo Ressourcen gebündelt werden können.“ In ihrem Dekanat werde mit kleinen Gottesdienst-Formaten experimentiert, unter Einbeziehung der Ehrenamtlichen. „Es gibt gute Wege des Miteinanders auch in der kleiner werdenden Kirche. Die Kirche wird nicht zugrunde gehen.“

Inhalte formulieren und nach außen tragen

Es sei „nicht mehr cool, in der Kirche zu sein“, beobachtet Claudia Gierke-Heinrich, sie sieht in der derzeitigen Situation aber Chancen: „Wir müssen uns auf die Inhalte besinnen.“  Inhalte formulieren und nach außen tragen - da sei die EKHN auf einem guten Weg. Die Synode, das höchste Beschlussgremium, erlebe sie als „sehr reflektiert und sehr gebildet“. Sie ist sicher, dass die Kirche zu den gesellschaftlichen Themen wie Rechtsextremismus, Klimawandel und Digitalisierung viel sagen kann - und die EKHN tue es ja auch schon.

Andachten über youtube verbreiten

Wichtig sei ihr die Frauenarbeit, betont Gierke-Heinrich, die derzeit Klinikseelsorgerin in Limburg und in Diez ist. In der Region bestehe ein ökumenisches Netzwerk, in dem sich Frauen ehrenamtlich engagieren. Eines ihrer Anliegen sei, Ehrenamtliche stärker über die Projektarbeit zu motivieren. In der Corona-Zeit probierte die Klinikseelsorge im St. Vincenz-Krankenhaus Andachten auf Youtube aus: „Da erreichen wir noch ganz andere Menschen als im Gottesdienst.“ Der Kontakt über soziale Netzwerke schaffe viele neue Möglichkeiten für die Gemeinden - und auch für eine Pröpstin: Sie habe Ideen, die Region digital mitzugestalten, sagt Gierke-Heinrich.

Leitungsebene: Männer und Frauen gemischt

Nach der Wahl wird die EKHN weiterhin zwei Pröpstinnen und drei Pröpste haben. „Es ist ein gutes Zeichen, dass die Leitungsebene weiter eine gute Mischung aus Männern und Frauen hat“, sagt die scheidende Pröpstin Annegret Puttkammer (56), die im Dezember Direktorin des Neukirchener Erziehungsvereins in Neukirchen-Vluyn bei Düsseldorf wird. Eine Frau als Propst in Nord-Nassau - das sei in ihrer Amtszeit nie Thema gewesen: „Da zeigt sich der gesellschaftliche Wandel.“ Insgesamt erlebe sie „im ländlichen Raum eine hohe Dynamik.“ Die Kirchenvorstände in der Region hätten „große Lust, die Zukunft zu gestalten.“

Die Propstei Nord-Nassau erstreckt sich über die drei Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und umfasst 169 Gemeinden mit etwa 233.000 Kirchenmitgliedern. Rund 200 Pfarrer sind dort tätig. Die Propstei hat ihren Sitz in Herborn.




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