Aktion „Hoffnung für Osteuropa“
„National-Egoismen in Politik, Wirtschafts- und Impffragen überwinden“
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sowie die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) haben die diesjährige Spendenaktion „Hoffnung für Osteuropa“ am Sonntag (7. März) mit einem Festgottesdienst im südhessischen Groß-Gerau eröffnet. Die 1994 gegründete Initiative steht in diesem Jahr unter dem Motto „Solidarität sichtbar machen“. Gerade angesichts der Corona-Pandemie bleibe es nach Angaben der Hilfsorganisation auch drei Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs besonders wichtig, den östlichen Teil Europas im Blick zu behalten. „Hoffnung für Osteuropa“ fördert soziale und diakonische Projekte, in denen Gemeinschaftsgeist und christliche Nächstenliebe über Grenzen hinweg sichtbar werden sollen. Die Feier wurde online übertragen und steht hier weiter als Video zur Verfügung: https://t1p.de/Osteuropa.
Erinnerung an das weite Herz für die Welt
Bei der Eröffnung der Aktion am Sonntag rief der evangelische Propst für Oberhessen, Matthias Schmidt, zur „Überwindung von „National-Egoismen in Politik, Wirtschafts- und Impffragen“ auf. Die christliche Botschaft erinnere „an das weite Herz für die Armen dieser Welt“. Die Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ solle in diesem Jahr vor allem „ein Herzensblick auf die Kinder und die Alten“ sein. Sie wolle unter anderem im belarussischen Gomel und im rumänischen Hermannstadt/Sibiu helfen. Barmherzigkeit werde hier „konkret zur praktischen Hilfe“. Der biblische Aufruf zu Barmherzigkeit treffe zudem das Lebensgefühl vieler im Jahr 2021. Oft genug lägen in der Pandemie „die Nerven blank“. Barmherzigkeit sei deshalb auch im Umgang mit sich selbst gefragt. Schmidt: „Statt dem Ideal einer unerreichbaren Perfektion nachzueifern, ist es wichtig, immer wieder die Begrenztheit und Zerbrechlichkeit des Lebens anzunehmen.“
Solidarität in einem Europa unterschiedlicher Geschwindigkeiten
Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß, Dezernentin für Diakonie und Ökumene der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, erläuterte, dass die Aktion von vielen Gemeinden beider Landeskirchen unterstützt werde. Es gebe seit vielen Jahren vielfältige und gute Kontakte auf allen kirchlichen Ebenen zu den osteuropäischen Kirchen. Die Aktion Hoffnung für Osteuropa wolle die Situation in Rumänien, Belarus, Ukraine und Polen in den Fokus rücken. Brinkmann-Weiß: „Sie ist seit 28 Jahren aus christlicher Überzeugung gelebte Solidarität in einem Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten.“
Hintergrund „Hoffnung für Osteuropa“
Die Initiative „Hoffnung für Osteuropa“ ist die Antwort der Evangelischen Kirchen in Deutschland auf den Wandel in Mittel- und Osteuropa. Gegründet 1994, soll die Aktion soziale Strukturen, diakonische Dienste und den zivil-gesellschaftlichen Aufbau fördern. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs Ende der achtziger Jahre hat in Europa ein radikaler Umbruch begonnen, der das Leben der Menschen in den ehemaligen Ostblockstaaten tiefgreifend veränderte. Mit dem Kollaps der politischen Strukturen brachen meist auch wirtschaftliche Systeme und soziale Sicherungen zusammen. Millionen Menschen wurde buchstäblich die Existenzgrundlage entzogen. Viele können bis heute nicht an dem Wirtschaftsaufschwung teilhaben, der an vielen Orten allmählich einsetzt. „Hoffnung für Osteuropa" will durch Erfahrungsaustausch und Kooperation mit einheimischen kirchlichen oder zivilgesellschaftlichen Partnern Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Vorbildhafte Sozialprojekte sollen als Symbole der Hoffnung wahrgenommen werden und zur Nachahmung motivieren. Die Aktion will zudem in Ost und West Verständnis wecken für die verschiedenartigen Lebenssituationen und Traditionen. Internationale Begegnungen und Partnerschaften zwischen den Kirchen sollen zur Völkerverständigung beitragen und zudem die Ökumene stärken.
Beispiel-Projekte
Erholung für Kinder aus Belarus
Der Verein „Kinderhilfe Gomel e.V.“ organisiert jährlich einen dreiwöchigen Erholungsaufenthalt für Schülerinnen und Schüler aus der belarussischen Stadt in Büttelborn in Südhessen. Der Arbeitskreis wurde 1994 von Mitgliedern der Pestalozzi‐Schule in Büttelborn gegründet, um die Lebensumstände der im Gebiet Gomel lebenden Kinder zu verbessern. Diese Region leidet bis heute in besonderem Maße an den Folgen des Reaktorunglückes von 1986 in Tschernobyl. Der Verein finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Sponsoren sowie dem Verkauf selbstgestalteter Geschenke auf Weihnachtsmärkten. Zu den jährlichen Erholungsfahrten werden Kinder zu Erholungsaufenthalten außerhalb von Belarus eingeladen. Die sozialen Hintergründe sowie die Gesundheit der Kinder spielen bei der Auswahl eine wichtige Rolle. Jedes Jahr werden Gastfamilien in der Umgebung von Büttelborn gesucht, bei denen die Kinder in dieser Zeit wohnen können. Durch die Besuche entstanden Vertrauen und Freundschaften. Viele Gastfamilien haben enge Bindungen zu ehemaligen Gastkindern, die inzwischen zum Teil selbst Kinder haben.
Unterstützung für Seniorinnen und Senioren in Rumänien
Vielen älteren Menschen in Rumänien reicht die Rente kaum zum Leben. Der Verein „Hilfe für Sibiu/Hermannstadt“ aus Marburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, 20 sozial schwachen Menschen die Betreuung durch einen ambulanten Pflegedienst zu ermöglichen. Dabei steht der Verein in engem Kontakt zu der Hilfsorganisation „Asociatia Filantropica Olivia“, die in Kooperation mit dem Roten Kreuz und den Sozialstationen der Stadt das Projekt vor Ort betreut. Darüber hinaus steht der Verein im Austausch mit der Oberbürgermeisterin von Hermannstadt und dem deutschen Konsulat vor Ort. Die zum größten Teil alleinstehenden, pflegebedürftigen Personen werden zwei Mal in der Woche für zwei Stunden durch eine ausgebildete Krankenpflegerin versorgt. Zusätzlich übernehmen Ehrenamtliche Einkäufe und stehen zur Begleitung für Arztbesuche zur Verfügung. Auch in der Pandemiesituation im Jahr 2020 konnte das Projekt in vollem Umfang weiterlaufen. Mitglieder des Vereines „Hilfe für Sibiu/Hermannstadt“ verschaffen sich in regelmäßigen Abständen durch persönliche Begegnungen einen Überblick über die Situation vor Ort.
Spendenkonten
Gesamtkirchenkasse der EKHN
Evangelische Bank eG
IBAN: DE27 5206 0410 0004 1000 00
Stichwort Hoffnung für Osteuropa
Link zu den EKHN Online Spenden/Kollekten:
www.ekhn.de/kollekten