Kitas in der Corona-Krise
Notgruppen geraten an ihre Grenzen
Die Kita in Westerburg hat einen Bauwagen und ein großes Spielgelände, zwei Erzieherinnen sind im Moment für nur 10 Kinder verantwortlich – Vorschrift in Corona-Zeiten.
Trotzdem ist die Kita personell und räumlich inzwischen an ihren Grenzen angelangt, berichtet Leiterin Nicole John.
Auflagen machen der Kita zu schaffen
„Wir haben wieder über 50 Kinder hier und mehr als 60 können wir nicht betreuen, das ist fast die Hälfte der üblichen 122 Kinder.“ Um die gesetzlichen Hygienestandards zu gewährleisten, sind drei Gruppen im Haus untergebracht, eine auf dem Waldgelände der Kita und die neugegründete Wiesengruppe beim Bauwagen.
Es ist so etwas wie Routine eingekehrt
Gestartet waren die Erzieherinnen mit vier Kindern. Da war zunächst die Verunsicherung auf allen Seiten groß und die Regeln, welche Eltern unterstützt werden können, waren noch strenger. Inzwischen ist wieder eine gewisse Routine eingekehrt, auch wenn immer noch neue Informationen durch wöchentliche Videokonferenzen mit allen Mitarbeiterinnen geteilt werden müssen, berichtet John. Der organisatorische Aufwand ist hoch.
Hohe Hygienestandards sollen Ansteckungen vermeiden
Beim Abholen- und Bringen der Kinder müssen Eltern und Erzieherinnen sich an einer Art Schleuse begegnen und Masken tragen. In der direkten Betreuung der Kinder gibt es keine Maskenpflicht. Die Mahlzeiten der Kinder finden direkt in den Gruppen statt, um Kontakt zwischen den Gruppen zu vermeiden. „Würde eine Person erkranken, müssten so nur die anderen Gruppenmitglieder in Quarantäne und nicht die ganze Kita“, erläutert Nicole John.
Pfarrer: „Hier wird klasse Arbeit geleistet“
Pfarrer Eckehard Brandt von der Evangelischen Kirchengemeinde, als Träger der Kita, ist voll des Lobes über die umsichtige Führung der Kita unter diesen schwierigen Bedingungen: „Kita-Leitung und Team haben von Anfang an vollen Einsatz gezeigt. Ich bin begeistert über die klasse Arbeit, die hier geleistet wird.“
Auch andere Kitas vermelden steigende Zahlen
Die steigenden Bedarfe der Eltern für die Notgruppen machen jedoch auch Brandt Sorgen. Auch die anderen Evangelischen Kindertagesstätten im Dekanat Westerwald machen ähnliche Erfahrungen mit steigenden Kinderzahlen.
Freirach betreut Notgruppe mit acht Kindern
Julia Altgeld, stellvertretenden Leiterin der Kita Glückskind in Freirachdorf, konnte von Beginn an eine Notgruppe anbieten. „Aktuell besuchen ein gutes Drittel der Kinder tageweise die Einrichtung, sodass wir bislang eine Notgruppe mit etwa acht Kindern täglich betreuen. Normalerweise haben wir 28 Kinder.“
Alternativangebote für Eltern, die Kinder nicht in Notbetreuung haben
Auch Vera Tinney von der Evangelischen Kita Mogendorf verzeichnet eine steigende Tendenz. Eine dritte Gruppe und vielleicht bald eine vierte Gruppe müssen eingerichtet werden, sagt sie. Für die Familien, die weiterhin keinen regulären Kita-Besuch nutzen können, gibt es weiterhin Alternativangebote, um Kindern und Eltern diese Phase zu erleichtern.
„Wir verschicken jede Woche eine Familienpost, in dieser befinden sich ein Elternbrief, ein Kinderbrief und verschiedene Beschäftigungsangebote aus den unterschiedlichsten Bereichen (z.B. Rezepte, Spiele, Entspannungsangebote etc.). Dazu bieten wir eine Bastel-Drive Inn vor dem Kindergarten an, diesen nutzen die Familien sehr rege. Eine Ideensammlung an Beschäftigungen hängt am Eingangsbereich zusätzlich aus.“