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Gemeinsam gegen Arbeitsplatzabbau

„Rote Karte“ gegen Stellenabbau im Windschatten der Corona-Krise

Rote Karte, Stellenabbau

Bei angekündigtem Stellenabbau sorgen sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer um ihre Arbeitsplätze (Symbolbild)

Müssen sich Arbeitnehmende aufgrund der Corona-Krise Sorgen um ihre Arbeitsplätze im Gebiet Hessen-Nassaus machen? Die evangelische Referentin für Arbeit und Soziales Dr. Julia Dinkel sieht den Arbeitsmarkt weiterhin vor Herausforderungen, auch wenn die Krise bisher gut bewältigt wurde. Aber: Einige Unternehmen wie Continental planen im Windschatten der Corona-Krisen, Stellen abzubauen. Deshalb haben die Kirchen vor Ort Mitmach-Aktionen geplant.

  • Starke Rezession der Wirtschaft ist bis jetzt zum Glück nicht eingegreten, aber es gibt deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt.
  • Die Auswirkungen der Herbst-Wintersaison lassen sich noch nicht abschätzen.
  • Einige Unternehmen bauen Arbeitsplätze im Windschatten von Corona ab.
  • Die Continental AG hat einen Stellenabbau beschlossen.
  • An der Aktion "Rote Karte" kann sich jeder beteiligen: Per Postkarte kann beim Vorstand des Unternehmens protestiert werden. Die Initiative geht von den Kirchen vor Ort und einem Aktionsbündnis aus. 

Große und mittelständische Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet und den Regionen sorgen seit Jahrzehnten dafür, dass für die Kirchenmitglieder in Hessen-Nassau ein relativ gutes Arbeitsplatz-Angebot zur Verfügung steht. In letzter Zeit haben allerdings Presseberichte über einen geplanten Stellenabbau bei Valeo in Friedberg, bei Continental in Karben und Babenhausen sowie drastisch sinkende Passagierzahlen bei Fraport für Unruhe gesorgt. Gefährdet die Corona-Krise langfristig die Arbeitsplätze in Hessen und Nassau? 

Bisherige Maßnahmen haben Schlimmeres verhindert

„Die Szenarien, die im April / Mai 2020 noch zur Debatte standen und eine wesentlich stärkere wirtschaftliche Rezession befürchten ließen, sind zum Glück bisher nicht eingetreten“, erklärt Dr. Julia Dinkel, Referentin für Arbeit und Soziales im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN. Bis jetzt konnten durch das Kurzarbeitergeld noch relativ viele Stellen erhalten werden, was den Arbeitsmarkt deutlich entlastet.  

Trotz Kurzarbeitergeld  hat die Corona-Krise dennoch „sehr deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt“ hinterlassen, bemerkt die evangelische Sozialwissenschaftlerin . So sind knapp 54.000 Menschen mehr in Hessen von Arbeitslosigkeit betroffen, als dies noch im Vorjahr der Fall war.

Frage nach Auswirkungen von Corona während der Herbst-Wintersaison auf die Wirtschaft

Mit Blick auf die weitere Entwicklung bleibt sie vorsichtig: „Wir können alle noch nicht abschätzen, wie sich die Corona-Pandemie über den Winter entwickeln wird.“ Wenn es noch einmal zu einem „Runterfahren“  des gesellschaftlichen Lebens kommen sollte , könne das laut Julia Dinkel bedeuten: „Das könnte gerade in Branchen wie der Gastronomie, dem Tourismus oder der Künstler-und Eventbranche erneut zu erheblichen Einbußen und Jobverlusten  führen.“

Arbeitsplatz-Abbau im Windschatten der Corona-Krise

Neben Veränderungen im Bereich der Arbeitsplätze, die direkt durch die Corona-Pandemie bedingt sind, macht Julia Dinkel auch auf grundlegende, strukturelle Probleme als Ursache aufmerksam . In einigen Fällen wirke die Corona-Pandemie wie ein Katalysator für Probleme, die schon zuvor entstanden sind. Die promovierte Sozialwissenschaftlerin  wird deutlich: „Einige Unternehmen bauen im `Windschatten´ der Corona-Pandemie Stellen ab.“ Ein Beispiel dafür sei die Continental AG. In einer Mitteilung hatte das Unternehmen am 30. September 2020 verkündet, dass es die Produktion von Automobilelektronik im hessischen Karben bis Ende 2023 einstellen und den Standort bis Ende 2024 schließen will. Julia Dinkel erklärt: „Die Corona-Krise ist hier nicht ausschlaggebend. Die Entscheidung für den harten Sparkurs bei Continental fiel bereits im September 2019. Strukturwandel und die Transformation in der Automobil und Zuliefererindustrie sind hier als Gründe zu nennen. Was bei Continental aktuell zu beobachten ist, wird in den nächsten Jahren leider vermehrt  zu beobachten sein.“ Das „Center for Automotive Research der Universität Duisburg-Essen“ (CAR) warnte bereits, dass im Rahmen des Umstieges auf die Elektromobilität bis 2030 knapp 125.000 Arbeitsplätze wegfallen, wenn zwei Drittel der in Deutschland produzierten Fahrzeuge rein batterieelektrisch angetrieben werden.

Mitmach-Aktion „Rote Karte“ 

Den Menschen, die vom angekündigten Stellenabbau bei Continental betroffen sind, steht die Kirche zur Seite. Die evangelische und katholische Kirche sowie ein Aktionsbündnis in der Region haben die Aktion „Rote Karte“ gestartet. Mit den gedruckten roten Postkarten können Einzelpersonen ihre Kritik an den geschäftsführenden Vorstand der Continental-AG schicken. Bereits im September hatte die Synode des Dekanats Wetterau in einer Resolution das Management des Continental-Konzerns aufgefordert, seine Entscheidung zu überdenken und gemeinsam mit den Beschäftigten eine Lösung für den Erhalt der Arbeitsplätze an diesem Standort zu erarbeiten. Wolfgang Dittrich, Referent für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat, berichtete: „Die Beschäftigten sehen sich in ihrer Existenz bedroht, obwohl sie Verzicht geübt und gute Arbeit geleistet haben, ohne dass sie die Chance erhalten, sich mit Ideen und Konzepten einbringen zu können.“ Julia Dinkel befürwortet die Aktionen der Kirchen vor Ort: „Absolut richtig und begrüßenswert, dass sich das Dekanat Wetterau so klar und deutlich positioniert. Es zeigt, dass die Kirche auch in schwierigen Zeiten für die Menschen vor Ort da ist.“

Rote Karte zum Download (PDF)

Dekanat Wetterau: Rote Karten für Conti-Management

Resolution der Synode des Dekanates Wetterau

Dekanat Vorderer Odenwald: Videobotschaft an die Belegschaft von Continental

ZGV: Arbeit und Soziales

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