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Scheitern in der Bibel

Scheitern als ein Weg zum Erfolg

Vertreibung aus dem Paradies

Vertreibung aus dem Paradies

Gelingen und Scheitern sind zwei Pole menschlichen Lebens, die sich durch die ganze Bibel ziehen – vom Paradies bis zur Sintflut und vom Kreuz bis zur Auferstehung. Scheitern gehört nicht nur zum Leben dazu, oft ist Scheitern sogar die Voraussetzung dafür, dass etwas gelingt.

Bereits auf den ersten Seiten beschreibt die Bibel menschliches Scheitern in der Erzählung vom Paradies. Diese uralte Geschichte erzählt keine Begebenheit, sondern antwortet auf die Frage, warum das Leben so mühsam ist. Und die Antwort lautet: Es gibt kein Paradies, weil es sich der Mensch damit verscherzt hat. Er ist gescheitert. So beschreibt die Geschichte, was da alles schief läuft: Es gibt falsche Einflüsterungen, Menschen lassen sich verführen, sie halten sich nicht an die Absprachen und schieben sich gegenseitig die Schuld zu. In diesem Sinn ist auch die Idee von einem Schlaraffenland unrealistisch, weil Menschen darin nur scheitern würden. 

Menschen scheitern immer wieder

So beginnt die Geschichte von Gott und den Menschen, wie diese scheitern und wie er der Schöpfer des Lebens ihnen immer wieder auf die Beine hilft. Schon ein paar Seiten nach dem Paradies scheitert der erstgeborene Mensch Kain, indem er seinen Bruder Abel ermordet. Seine Gründe sind Konkurrenz und die Angst zu kurz zu kommen. Seine Strafe ist, „unstet und flüchtig“ zu sein, also als Nomade leben zu müssen. Aber Gott macht ihm ein Schutzzeichen, „dass ihn niemand erschlüge, der ihn fände“. So wächst aus ihm, dem Mörder, das Menschengeschlecht.

Wer die Bibel unter den Vorzeichen von Scheitern und Erfolg liest, wird eine Erzählung nach der anderen finden, wo Menschen scheitern und neu anfangen dürfen. Diese Erzählungen, wie die von der Sintflut, fragen nach dem Grund des Scheiterns. Und sie finden Antworten wie die „Bosheit“ der Menschen. So müssen alle ertrinken, aber Gott rettet die Menschheit, indem er Noah anweist, eine Arche zu bauen. Und Gott fängt mit ihm neu an: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde.“ 

Auch Gott scheitert immer wieder

Es sind jedoch nicht nur die Menschen, die in ihrer Bosheit scheitern, sondern es ist Gott selbst, der sein Schöpfungsprojekt ertränken will: „Da reute es den Herrn, dass er die Menschen gemacht hatte…“. Indem er Noah und seine Familie mit den Tieren rettet,  schafft sich Gott die Möglichkeit, noch einmal neu anzufangen. Auch dieses Motiv zieht sich durch die Bibel: Gott scheitert ständig und fängt immer wieder mit seinen Menschen neu an. Das Scheitern Gottes und das Scheitern der Menschen hängen zusammen. 

Scheitern als Voraussetzung für den Erfolg

Jesu Geburt ist auch ein Neuanfang Gottes. Im Matthäusevangelium träumt Josef vom Engel, der über Jesus, sagt: „…er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ Die Wunder Jesu, die die Evangelisten berichten, sollen zeigen, dass das Reich Gottes angebrochen ist. Doch offensichtlich scheitert dieser Hoffnungsträger und ruft vom Kreuz „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ 

Damit scheint Gott selbst gescheitert zu sein. Eine völlig neue Wendung nimmt das dramatische Geschehen der Kreuzigung, als die Nachricht durch das Land geht, Jesus sei auferstanden, er habe den Tod besiegt. Diese Nachricht verbreitet sich über Jahrzehnte bis die Verfasser des Neuen Testaments beschreiben, wie aus dem Scheitern am Kreuz der Sieg über den Tod folgte.

In eine neue Dimension durch das Scheitern

Scheitern ist mehr als nur eine tragische Begleiterscheinung des Lebens. Scheitern gehört nicht nur einfach dazu, sondern Scheitern ist nach dem Zeugnis der Bibel oft sogar die Bedingung für einen guten Ausgang  des Geschehens, ja noch mehr, für einen unerwarteten Neuanfang. Wäre Jesus bis ins hohe Alter durchs Land gezogen, wäre er im ganzen Römischen Reich als erfolgreicher Wunderheiler bekannt geworden. Aber sein grausamer Tod, sein schreckliches Scheitern ist, nach dem Zeugnis des Neuen Testaments, zum Sieg über den Tod geworden


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