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VIDEO: Der Anti-Corona-Chor

Singen als Nachbarschaftstherapie

Adelheid Weber und ihre Nachbarn beim Singen gegen Corona

Adelheid Weber und ihre Nachbarn beim Singen gegen Corona

Corona-Quarantäne - auch im mittelhessischen Friedensdorf. Damit die Sorgen um das Virus nicht überhand nehmen, hat Adelheid Weber ihre Nachbarn zum Singen animiert: Die Hornbergstrasse singt jetzt Abends gemeinsam Lieder im Chor. Am liebsten "Der Mond ist aufgegangen" - mit ganz eigenen Corona-Strophen.

Die Corona-Sorgen einfach wegsingen - diese Idee hatte Adelheid Weber aus Friedensdorf im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die 67-Jährige und ihr Mann fühlten sich während der Kontaktbeschränkungen einsam zu Hause. Da kam der Aufruf von Margot Käßmann, in der Corona-Zeit abends zu singen, vielleicht sogar mit Nachbarn zusammen - natürlich mit dem gebotenen Sicherheitsabstand.

Nachbarschaftssingen bewahrt vor sozialer Isolierung

Mit der Zeit kamen immer mehr Nachbarn dazu. Ganze Liedblattsammlungen sind so seit Ende März entstanden: Kirchenlieder, teils mit eigens gedichteten Strophen, die Mut in der Corona-Krise machen sollen. So gibt es im bekannten Lied „Der Mond ist aufgegangen“ eigentlich kein „Corona“ und es ist immer nur von „Brüdern“ die Rede – deswegen haben die Friedensdorfer eigene Strophen gedichtet:

Die Schwestern nicht vergessen, woll’n wir im schönen Hessen
euch eine gute Nacht /
Behüt‘ euch Gott bis morgen, trotz der Corona-Sorgen -
der Herr im hohen Himmel wacht.

Mittlerweile ist das Nachbarschaftssingen ein festes Ritual in der Hornbergstraße: bis Ostern haben sich die Nachbarn jeden Abend getroffen, inzwischen jeden Mittwoch- und Samstagabend. „Wir freuen uns jedes Mal auf das Singen. Dadurch haben wir ein Stück Normalität und sind nicht isoliert“, sagt Adelheid Weber.

Nachbarn und sich selbst Mut machen

Damit macht Weber nicht nur sich selbst, sondern auch den Nachbarn Mut. Nachbarin und Mitsängerin Sylvia Haubach sagt: „Das ist einfach toll! Die Corona-Krise war am Anfang schon sehr bedrohlich. Wir fühlten uns sehr unsicher. Da tat es gut, mit den Nachbarn etwas zusammen zu machen.“
Auch der 80. Geburtstag einer Anwohnerin wurde vom „Corona-Chor“ mit Gesang bedacht. „Sie hat mir leid getan, weil sie alleine war. Da haben wir uns abends um sechs getroffen und sind hochmarschiert und haben gesungen. Und es gab sogar einen Sekt!“ erzählt Adelheid lachend.

Singen in Gemeinschaft gibt Hoffnung

Auch Manfred Schneider singt mit. Er wohnt gegenüber von Adelheid Weber und kann beim gemeinsamen Singen seine persönlichen Sorgen verarbeiten: „Es gibt mir das Gefühl, diese Zeit nicht alleine durchleben zu müssen. Die Lieder und die Gemeinschaft geben mir Hoffnung.“

Menschen erfahren von Aktion durch die Presse und Mundpropaganda

Und die Nachbarschaftsaktion geht sogar durch die Presse: Die lokale Zeitung berichtet. Eine Sängerin sagt, ihre Tochter hätte davon beim Arzt in Biedenkopf erfahren, als sich Patienten in der Warteschlange darüber unterhielten.

Adelheid Weber freut sich über die große Resonanz ihrer Idee. Sie gehört altersbedingt zur  Risikogruppe. Aber: „Ich habe kein Angst vor dem Virus. Ich habe schon so viel überstanden“ sagt sie lächelnd – und ordnet ihre Liedblätter.

Hier sehen sie das Nachbarschaftssingen von Adelheid Weber im Video


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