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Symposium

Um Gottes Willen reden und handeln

Podiumsgespräch

Podiumsgespräch zwischen Prof. Dr. Christiane Tietz (links) und Prof. Dr. Volker Gerhardt, moderiert von Pfarrerin Dr. Juliane Schütz (Mitte)

Karl Barth und Martin Niemöller standen im Mittelpunkt eines Symposiums am 1. Februar 2020 in Frankfurt am Main, das der Evangelische Bund Hessen und die Martin-Niemöller-Stiftung ausgerichtet hatten. Die Rede von Gott und unser Handeln in der Welt stellten das Leitmotiv verschiedener Vorträge und Diskussionsrunden dar.

Rund 120 Gäste fanden den Weg in die Heilig-Geist-Kirche in Frankfurt. Eröffnet wurde das Symposium mit einem Vortrag von Prof. Dr. Christiane Tietz über den Schweizer Theologen Karl Barth (1886 – 1968). Barth galt als „roter Pfarrer”, war federführend an der „Barmer Theologischen Erklärung” beteiligt, dem Gründungsdokument der Bekennenden Kirche, und protestierte gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Tietz hatte 2018 eine umfangreiche Biografie Karl Barths veröffentlicht.

Dialektische Theologie  

Die in Zürich lehrende Theologin Tietz entwickelte die Dialektische Theologie Barths: Pfarrer seien letztlich auch nur Menschen, die ebendrum nur als Menschen reden können, aber nicht Gottes Wort reden können. Von den letzten Dingen kann nur Gott reden. Gott erkennen bleibt dem Menschen verwehrt. Gott ist für Barth der „ganz Andere“.

Neben ihren Ausführungen zu Barths dialektischen Denken schilderte Tietz auch eine für Barth bezeichnende Episode: Barth lehnte den sogenannten „Eid auf den Führer” ab, der während der Zeit des Nationalsozialismus unter anderem von Professoren verlangt wurde. Barth verstand den geforderten Eid als eine Gleichsetzung des Führers mit Gott und somit als falsche Rede von Gott. Barth verweigerte den Eid und verlor sein Amt als Professor.

Die Wiederkehr der Religion

In der modernen Wissensgesellschaft können viele nicht mehr verstehen, warum überhaupt noch vom Glauben gesprochen wird. So eine der Thesen des Berliner Philosophen und Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Volker Gerhard.  Am Ende des 20. Jahrhunderts seien sich Positivisten und Materialisten einig gewesen, dass von Religion nicht mehr geredet werde. Erst mit dem 9. September 2001 und den Anschlägen in den USA habe bei Soziologen und Philosophen ein Umdenken eingesetzt.

Für Gerhardt sind Wissen und Glauben keine Gegensätze, ja, Wissen und Glauben seien aufeinander angewiesen. Schließlich lehre uns das rationale Wissen nicht, wie wir leben werden. Da könne nur der Glaube gegensteuern, der mit seiner Wahrheit am Leben erhalte. „Das Dasein des Menschen kann nicht durch ein Wissen vollständig ausgelotet werden“. Der christlichen Botschaft sei jene Modernität inne, die die Wissensgesellschaft dringend brauche.

Vom Wort in die Tat

Margot Käßmann führte den Bürgerrechtler Martin Luther King und den früheren hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Martin Niemöller als Beispiele dafür an, wie sich die Rede von Gott immer auch mit der Tat verbindet. „Wir brauchen Protestanten in der Welt, die ihre Verantwortung als Christen übernehmen.“

Käßmann erinnerte an Martin Luthers Maxime: „Du kannst nicht einer Obrigkeit dienen, die sich falsch verhält.” Luther habe sich auf die Apostelgeschichte, Kap. 5, Vers 29: „Petrus aber und die Apostel antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.” Martin Luther habe dies so verstanden: Wo die Würde des Menschen bedroht ist, ist Widerstand eine Pflicht christlicher Existenz. Diesem Beispiel seinen auch der Bürgerrechtler Martin Luther King und auch Martin Niemöller gefolgt.

 

 

 

 

 

 

 

 


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