Stillen in der Kirche
Wie familienfreundlich ist die Kirche?
Herumalbern, weinen, brabbeln: Das gehört zum Kindsein. Und die Kleinen legen das auch nicht einfach vor der Kirchenpforte ab. Tatsächlich kann es passieren, dass während eines Trau-Gottesdienstes plötzlich lauthals Tränen fließen – nicht nur beim Brautpaar oder Brauteltern. Mitunter stapft ein Kind zur Überraschung aller auch schon einmal unversehens Richtung Altar. „Alles keine Katastrophe. Im Gegenteil. Das gehört zum Leben und das Leben gehört in die Kirche“, beschwichtigt Volker Rahn, Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
Groß und Klein im Gottesdienst
Die Gemeinden versuchten vieles, damit sich Kinder und Familien bei ihnen wohlfühlen. So hätten etliche Gemeinden Spielzimmer in Kirchen eingerichtet. Kindergottesdienste und Gottesdienste für Kleine und Große sind heute ohnehin fast selbstverständlich. Neue Formen wie Krabbel- oder Minigottesdienste erobern seit Jahren die Kirchenschiffe.
Von Geburt bis Generationenhaus
Auch außerhalb des Themas Gottesdienst wendet sich die evangelische Kirche Familien besonders zu. Musikalische Früherziehung ist ein Steckenpferd. und Familienzentren und Mehrgenerationentreffs sorgen dafür, dass sich Menschen aus allen Altersschichten begegnen. Viele evangelische Krankenhäuser haben besondere Geburtsabteilungen, in denen nicht nur medizinische, sondern auch Glaubensfragen eine Rolle spielen. Und sogar Kinder- und Jugendreisen können bei der Kirche gebucht werden. Dass „die Kinder- und Familienfreundlichkeit eines der wichtigsten Ziele der evangelischen Kirche ist“, zeigten auch reine Zahlen, sagt Rahn. Dafür stünden schon allein die 600 Kindertagesstätten mit fast 40.000 Betreuungsplätzen, die die hessen-nassauische Kirche mit über 40 Millionen Euro an Eigenmitteln pro Jahr unterstütze.
Wiesbaden absoluter Einzelfall
Dass es jetzt in Wiesbaden zu einem irritierenden Vorgang gekommen sein soll - wie verschiedene Zeitungen, darunter die Bild am Sonntag berichteten - bestürzt auch Rahn. Nach Angaben der Medien wurde eine stillende Frau von einem Mitarbeiter in Wiesbaden aus einer Kirche verwiesen. Das hält Rahn für einen „absoluten Einzelfall“. Die Gemeinde habe sich nach dem Bekanntwerden bereits bei der Familie gemeldet, sich entschuldigt und sie zum Gespräch eingeladen. Rahn: „Allen ist klar - So etwas darf einfach nicht passieren."
Kinder im klassischen Gottesdienst