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Digitalisierung

Digitale Assistenten in der Sozialwirtschaft

Auch die Pflegewirtschaft wird digitalisert

Auch die Pflegewirtschaft wird digitalisert

Die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche ergreift auch die sozialen Dienste der Kirche. Jetzt bekommt die Digitalisierung eine neue Qualität und reicht bis ins Wohnzimmer, in die Wohngruppe oder ans Krankenbett. Patienten, Schwestern und Dienste werden vernetzt und treten miteinander in Verbindung. Leistungen werden optimiert und Prozesse transparent.

Schon bald wird die Diakonie-Schwester ihre Patienten mit dem Tablet-Computer in der Hand besuchen. Dann reicht sie der 74-Jährigen das Tablet  für die Unterschrift. Die fügt noch einen Gruß für ihren Sohn hinzu, der im selben Augenblick eine SMS erhält: „und ich freue mich auf Deinen Besuch...“. So könnte es schon bald in vielen Diakoniestationen und in der ganzen Sozialwirtschaft zugehen.  Die Menschen werden nicht ersetzt, sie werden aber untereinander und mit ihren Diensten vernetzt.

Wege in die digitale Zukunft der Sozialwirtschaft

Mäh- und Saugroboter geben jetzt schon einen kleinen Einblick in die Dinge, die bald möglich sind. Die Wucht der Veränderung wird von zahlreichen Menschen befürchtet, von vielen ersehnt oder einfach ignoriert. „Aber die Digitalisierung kommt“, sagt Michael Vilian. „Nach der Automatisierung der 80ger Jahre wird es eine neue Qualität geben.“ Digitalisierung sei mehr als der Ersatz von Computer und Druckerpapier. „Digitalisierung ist Megatrend.“ Jetzt gehe es um die Frage, wie die Digitalisierung die Sozialwirtschaft stärken kann.

Vilian arbeitet beim Institut für Zukunftsfragen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft der Evangelischen Hochschule in Darmstadt. Er gehört zu den Initiatoren einer Tagung zur Digitalisierung in der Sozialwirtschaft. Zum Thema „Wege in die digitale Zukunft“. diskutierten am vergangenen Dienstag Spezialisten für Künstliche Intelligenz und Robotik mit Diakoniewissenschaftlern und Pädagogen, Sprach- und Arbeitswissenschaftlern mit Theologen und Betriebswirten sowie 160 Teilnehmenden.

Digitale Assistenzsysteme: Lebensqualität für Behinderte

Thomas Klauß, Informationsarchitekt und Berater internationaler Firmen, nennt Smartphones und Tablets „Übergangstechnologien, die verschwinden werden“. Zukünftig würden Menschen in digitale Netzwerke integriert und Hirnströme in Aktivitäten umgewandelt. Menschen könnten wieder laufen, wenn Gliedmaßen und Nerven über Chips angesteuert würden. An dieser Anwendung erklärt Klauß, wie physische und simulierte Welt immer schwerer zu unterscheiden seien. „Realität ist Erfahrung, wie die erzeugt wird, spielt keine Rolle.“

Digitale Assistenzsysteme ermögliche Alten und Kranken, lange im heimischen Umfeld zu bleiben. Die Assisted-Living-Systeme melden Stürze, erinnern an Medikamente oder rufen den Arzt an. Auf diese Weise entlasteten Roboter das Pflegepersonal. Aber Klauß stellt auch fest, dass soziale Tätigkeiten am schwersten zu digitalisieren sind. Für die hochkomplexe Technologie der Roboter fordert er Transparenz darüber „was hier gerade geschieht.“ Schließlich könnten nur Menschen die Verantwortung übernehmen.  Aber Klauß entwarnt auch: „Die Künstliche Intelligenz (KI) ist noch lange nicht so weit, dass sie einen Großteil menschlicher Leistungen abdecken kann. So würden auch vor 2030 keine wirklich selbstfahrenden Autos unterwegs sein.

Smart bedeutet datengesteuert und ganz am Kunden orientiert

„Die neuen digitalen Produkte sind smart“, verkündet Helmut Kreidenweiß, Professor an der Katholischen Universität Eichstädt-Ingolstadt. Damit meint er nicht einfach Smartphones, die er, ebenso wie Professor Klauß, als Übergangsprodukte ansieht, sondern Systeme, die sich optimal an die Wünsche ihrer Benutzer anpassen. Deshalb kämen Behinderte so gut mit Smartphones zurecht. Smarte Technologie werde viele Formen von Behinderung kompensieren. Nah an den Menschen sein, bedeute, sich in ihren digitalen Welten zu bewegen. „Wir digitalisieren ja nicht um der Digitalisierung willen.“ 

„Digitalisierung lässt sich nicht weghoffen“

Schon heute kommuniziere Amazons Alexa mit dem Bestelldienst Lieferando, aber nicht mit dem Essen auf Rädern, denn das sei nicht vernetzt, nicht smart. Plattformanbieter wie lieferando.de oder betreut.de „denken radikal vom Kunden her und wollen ihm ein Erlebnis vermitteln“. Die Einrichtungen der Wohlfahrtspflege dagegen „denken in ihrer Einrichtungssystematik“ und würden ihre Zielgruppe irgendwann nicht mehr erreichen. Mit ein paar Apps und ein bisschen Digitalisierung sei es aber nicht getan. Die Einrichtungen der Wohlfahrtspflege müssten sich komplett neu aufstellen und auf die Zielgruppe einstellen. „Digitalisierung lässt sich nicht weghoffen.“


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