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Kopten und die Reformation

Signale für Christen in Ägypten

Papst Tawados

Treffen bei Bischof Tawados II. (rechts), koptischer Patriarch von Alexandrien und Papst des Stuhls des heiligen Markus; Mitglieder der Delegation von links: Munib A. Younan, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land; Chris Ferguson, Generalsekretär des Weltbundes Reformierter Kirchen; Bischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD; Pfarrer Andreas Zaki, Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Ägypten

Auch die evangelischen Kirchen in Ägypten haben das Reformationsjubiläum gefeiert. Einige der Gäste hatten die Chance, den ägyptischen Staatspräsidenten as-Sisi zu treffen. Er sieht den Islam vor notwendigen Reformen. Auch die Situation der Christen hatte er im Blick.

Vor fast einem Jahr fielen Teilnehmer an einem Gottesdienst in der koptischen Kirche Peter und Paul in Kairo einem Attentat zum Opfer, danach kam es wiederholt zu Anschlägen auf koptische Christen und koptische Kirchen mit zahlreichen Toten und Verletzten. Wie kann die Situation der christlichen Minderheit in Ägypten verbessert werden? Jetzt hatte eine Delegation der evangelischen Kirchen in Ägypten sowie Vertreterinnen und Vertreter aus deren internationalen Partnerkirchen die Chance zu einem Treffen mit dem ägyptischen Staatspräsidenten Abd al-Fattah as-Sisi. Bei dem Treffen hatte auch Oberkirchenrat Pfarrer Detlev Knoche aus der EKHN, der für die ökumenischen Beziehungen zuständig ist, teilgenommen.

Situation der christlichen Kirchen hat sich verbessert

In dem Gespräch mit dem Staatsoberhaupt betonten die Repräsentanten der evangelischen Kirchen in Ägypten, dass sich in der Amtszeit des Präsidenten die Situation der christlichen Kirchen spürbar verbessert habe. Detlev Knoche berichtet: „Sie zeigten sich dankbar für die erfahrene Unterstützung von Seiten des Staates beim Wiederaufbau der durch islamistischen Terror zerstörten Kirchen und kirchlichen Gebäude.“  Laut einem Pressebericht hatte al-Sisi verfügt, dass von islamistischen Gruppen zerstörte Kirchen auf Staatskosten wieder aufgebaut werden. Oberkirchenrat Knoche berichtet, dass die Vertreter der evangelischen Kirchen im Heiligen Land und im Libanon dem Präsidenten für die erfolgreiche Vermittlerrolle im Konflikt zwischen Hamas und Fatah gedankt und ihn eindringlich gebeten hätten, die Bemühungen der Palästinenser um einen eigenen selbstständigen Staat zu unterstützen.

Benötigt der Islam Reformen?

In seinen Ausführungen zur Zukunft Ägyptens und bezugnehmend auf die Reformation Luthers sehe Präsident as-Sisi auch den Islam vor notwendigen Reformen, um die Bürger- und Menschenrechte zu stärken. Wenn dies in Ägypten gelänge, könne es zu einem Modell für die ganze arabische Welt werden. Zugleich habe as-Sisi deutlich gemacht, dass mit allen Mitteln gegen jegliche Formen des Terrorismus zu kämpfen sei.

Laut Presseberichten zeigt sich der Präsident der christlichen Gemeinschaft zugewandt.  Seit seinem Amtsantritt 2014 besuche er jedes Jahr den Weihnachtsgottesdienst der Kopten. Der Staatspräsident steht allerdings auch wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik, die nach seinem Amtsantritt stattfanden. Auch sollen Oppositionelle verschwunden sein. 

Reformation in Ägypten gefeiert

Zum Abschluss des Reformationsjubiläums hatten die evangelischen Kirchen in Ägypten am Wochenende Mitte November 2017 zu großen Feierlichkeiten auch ihre internationalen Partner nach Kairo eingeladen. Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen europäischen Partnerkirchen, den USA und dem Nahen Osten waren gekommen, um ihre Solidarität mit den christlichen Kirchen in Ägypten zum Ausdruck zu bringen. Die Evangelische Kirche in Deutschland war vertreten durch den Ratsvorsitzenden Bischof Heinrich Bedford-Strohm.

Protestanten engagieren sich für Bildung und Gesundheit

In den Feierlichkeiten wurde deutlich, dass es vor allem der Bildungs- und Gesundheitsbereich ist, in dem sich die evangelischen Kirchen seit ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert für die Menschen in Ägypten engagieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete die Koptische Evangelische Kirche das Entwicklungswerk CEOSS. Mit internationaler Unterstützung - unter anderem von Brot für die Welt - engagiert sich CEOSS in zahlreichen Projekten der Armutsbekämpfung. In der Tradition der Reformation sieht die Koptische Evangelische Kirche heute ihr verstärktes Engagement im interreligiösen Dialog. Am Rande der Feierlichkeiten tagte der Rat für Ökumene und Dialog der Kirche und hat die Ausweitung seines Dialogprogramms für Pfarrer und Imame auf die ländlichen Regionen Ägyptens beschlossen.

Wichtiges Zeichen für Toleranz und Religionsfreiheit

Aus Anlass des Reformationsjubiläums hatte der Papst der Orthodoxen Koptischen Kirche Tawadros II. Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen Kirchen Ägyptens und ihre Internationalen Gäste am Vormittag vor den Feierlichkeiten zu einer Audienz empfangen. Immer wieder waren die Koptischen Christen in den vergangenen Jahren gewalttätigen Übergriffen radikaler Muslime ausgesetzt. Der Papst hob in seiner Ansprache hervor, dass der Besuch des Staatspräsidenten as-Sisi 2015 in ihrem Weihnachtsgottesdienst in Kairos Markuskathedrale bis heute nachwirke und als ein wichtiges Zeichen für Toleranz und Religionsfreiheit wahrgenommen werde. Auf die Gemeinschaft der christlichen Kirchen in Ägypten bezogen, mahnte er zusammenzustehen: „Wir müssen Christus dienen und nicht den Konfessionen!“

Christlicher Glaube und arabische Sprache

Zum Rat der Evangelischen Kirchen in Ägypten gehören 17 Denominationen – darunter die Koptische Evangelische Kirche in Ägypten als die weitaus größte Evangelische Kirche. Seit vielen Jahren bestehen freundschaftliche Beziehungen auf verschiedenen Ebenen zwischen der Koptischen Evangelischen Kirche, Dekanaten und Dialogforen in der EKHN. Aus Ökumenemitteln unterstützt die EKHN das interreligiöse Dialogprogramm der Kirche und den Aufbau einer arabisch sprachigen Evangelischen Gemeinde im Rhein-Main Gebiet.

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[Detlev Knoche/RH]


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